UN-Klimabericht:Acht Jahre, um die Katastrophe abzuwenden

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Letzte Ausfahrt 2015: Ab diesem Jahr muss der Kohlendioxid-Ausstoß erheblich sinken, um wenigstens die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu mindern. Aber der Weltklimarat hat auch gute Nachrichten.

In spätestens acht Jahren muss der Ausstoß von Treibhausgasen weltweit gesenkt werden, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Zu diesem Schluss kommen UN-Experten in ihrem dritten Teil des Weltklimaberichts, der jetzt in Bangkok veröffentlicht wurde.

Verkehrschaos in Bangkok, wo Fachleute und Politiker vier Tage über den dritten Teil des Klimaberichts diskutierten. (Foto: Foto: dpa)

Nur wenn der Ausstoß des Klimakillers CO2 ab 2015 sinke, könne die Erderwärmung bei bis zu 2,4 Grad stabilisiert werden. Zwischen 2015 und 2050 müssten die CO2-Emissionen um mindestens 50 Prozent unter den Ausstoß im Jahr 2000 gesenkt werden, forderte das Expertengremium IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change).

Die Wissenschaftler und Regierungsvertreter aus mehr als 100 Ländern hatten in Bangkok vier Tage und vor allem Nächte an dem Schlussdokument gearbeitet und sich schließlich darauf verständigt, dass die Bekämpfung des Klimawandels bezahlbar und die Technologie dafür verfügbar sei.

Dem Bericht zufolge existiert ein "erhebliches wirtschaftliches Potential für die Minderung der weltweiten Treibhausgasemissionen".

Allerdings bleibt der Menschheit kaum noch Zeit, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch abzuwenden.

Immerhin halten sich die Kosten dafür nach Überzeugung der Wissenschaftler in Grenzen. Mit etwa 0,1 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts könne die Erderwärmung unter der kritischen Grenze von zwei Prozent gehalten werden, heißt es dem Vernehmen nach in dem Bericht. Und die Autoren halten es sogar für möglich, dass der Einsatz klimaschützender Technologien das Wirtschaftswachstum leicht beschleunigt.

"Wir müssen jetzt handeln"

Dagegen würde es 20-mal teurer, nichts zu tun: durch Überschwemmungen, Dürren, Epidemien, und riesige Flüchtlingströme.

Der Präsident des UN-Weltklimarats Rajendra Pachauri bezeichnete den Bericht als "bemerkenswerten Schritt vorwärts". Er sei "in seiner Brillanz und Bedeutung überwältigend". Das Mitglied der südafrikanischen Delegation, Peter Lukey, erklärte, es sei alles erreicht was man habe erreichen wollen, und sogar noch mehr. "Die Botschaft lautet: Wir müssen jetzt handeln", sagte Lukey.

Der Abschlussbericht basiert auf mehr als 1000 Seiten wissenschaftlicher Daten und Analysen. Diese wurden zu insgesamt 140 Seiten zusammengefasst, wobei sich die Delegierten durch insgesamt fast 1000 Änderungs- und Ergänzungsvorschläge arbeiten mussten.

Zeile für Zeile überprüften, diskutierten, verwarfen und akzeptierten die Regierungsvertreter das Papier, bevor die endgültige Version feststand. Die letzten Hürden wurden in der Nacht zum Freitag beseitigt.

Schwierige Verhandlungen

Besonders China war bei den Verhandlungen als "Großmeister der Verschleierung und der Interpretationskünste" am Werk, hatte der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller, kritisiert. So war auf Drängen Pekings beispielsweise die Passage aus dem Bericht gestrichen worden, wonach die Nutzung von Kohle eine Hauptursache für den starken Anstieg des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes in den vergangenen Jahren ist.

Hinter Chinas Verhandlungsposition verstecken sich laut Müller aber auch die USA sowie das Schwellenland Indien.

Im Kapitel über Atomkraft argumentierte die deutsche Delegation dem Vernehmen nach erfolgreich gegen eine zu starke Betonung von Atomstrom als Alternative zu fossilen Brennstoffen. Hier habe vor allem die amerikanische Delegation eine deutlichere Befürwortung gewünscht.

In dem Text wird dem Vernehmen nach die Atomkraft zur Stromerzeugung als treibhausgasneutrale Alternative aufgeführt, allerdings mit dem Hinweis auf die Sicherheitsrisiken und die ungelöste Abfallproblematik.

Teile I und II hatte der UN-Klimarat IPCC im Februar und im April veröffentlicht. Sie hatten sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel beziehungsweise mit den Folgen für Natur, Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigt. Die zwei Dokumente hatten Zweifel am menschengemachten Klimawandel weitgehend ausgeräumt und vor gravierenden Folgen gewarnt.

Nach der Veröffentlichung des dritten Teils wird im November im spanischen Valencia das Gesamtdokument verabschiedet. Der insgesamt vierte IPCC-Bericht wird Grundlage für die Verhandlungen über das Vorgehen nach dem 2012 auslaufenden Kyoto-Protokoll sein.

"Die Weltgemeinschaft muss die Klimakatastrophe ernster nehmen", sagte Müller schon vor Veröffentlichung des Berichts. Der Klimarat gebe dem G-8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm an der Ostsee damit eine starke Vorgabe, um entschlossene Signale für den Kampf gegen den Klimawandel zu setzen.

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