Umfrage unter US-Piloten:Nasa muss Daten zur Flugsicherheit veröffentlichen

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Nach Kritik durch den US-Kongress hat der Nasa-Chef angekündigt, eine bislang geheim gehaltene Sicherheitsstudie zu veröffentlichen.

Markus C. Schulte von Drach

Die Nasa wird nun doch eine umstrittene Studie zur Luftsicherheit in den USA veröffentlichen - zumindest teilweise. Das erklärte Nasa-Chef Michael Griffin während einer Anhörung vor dem US-Kongress.

Auch Zusammenstöße mit Vögeln gefährden die Flugsicherheit. Sie sind offenbar häufiger als bislang angenommen. (Foto: Foto: iStock)

Erst kürzlich war bekannt geworden, dass die US-Raumfahrtbehörde Tausende Piloten befragt hatte.

Die Ergebnisse des "National Aviation Operations Monitoring Service" sollten allerdings geheim bleiben, weil sie "das öffentliche Vertrauen in und das wirtschaftliche Wohlergehen der Fluggesellschaften wesentlich beeinträchtigen könnten", wie der stellvertretende Nasa-Direktor Thomas Luedtke der Nachrichtenagentur AP erklärt hatte.

Teile der Daten der 1997 gestarteten und bereits 2005 abgeschlossenen Untersuchung sollten sogar gelöscht werden. Die Empörung war jedoch so groß, dass sich die Nasa nun bei einer Anhörung vor dem US-Kongress verantworten musste.

In der Studie ging es unter anderem um Überschreitungen des Sicherheitsabstandes zwischen Flugzeugen, Zusammenstöße mit Vögeln, unerlaubtes Rollen auf die Startbahn und andere Vorfälle, die die Sicherheit des Flugverkehrs gefährden.

Gefährliche Vorfälle doppelt so häufig wie bislang geschätzt

Wie bekanntgeworden war, deuten die Ergebnisse offenbar darauf hin, dass die Zahl solcher Ereignisse mehr als doppelt so groß ist wie von den Behörden bislang geschätzt.

Die Nasa hatte die von AP im Rahmen des Freedom-of-Information-Gesetzes geforderte Freigabe der Studie abgelehnt, weil das Image der Flugindustrie möglicherweise beschädigt werden könnte.

Wie Kongressmitglied Brad Miller nach Angaben der New York Times in einem Brief an den Nasa-Chef Michael Griffin erklärt hat, gehöre dies jedoch nicht zu den Ausnahmen, die eine Herausgabe von Informationen verbieten. Die Studie nicht zu veröffentlichen, so Miller, stehe vielmehr im Widerspruch zur Aufgabe der Nasa, die Sicherheit und Effizienz von Flugzeugen zu verbessern.

Vor dem US-Kongress bestätigte der Nasa-Chef nun die Ergebnisse der elf Millionen Dollar teuren Studie - bezweifelte jedoch ihre Aussagekraft. Auch machten er und einer der Designer der Studie, Jon O. Krosnick von der Stanford University, unterschiedliche Angaben zu der Untersuchung.

Wie Griffin erklärte, waren 24.000 Piloten von Fluglinien und weitere 5000 Flugzeugführer zu gefährlichen Vorfällen befragt worden. Krosnick allerdings sagte nach Angaben der New York Times, die Zahl sei erheblich geringer gewesen.

Griffin: "Viele Berechnungen falsch"

Uneinig waren sie auch bezüglich der Auswertung der Daten. Griffin teilte mit, dass viele der Berechnungen der Wissenschaftler "schlichtweg falsch" seien. Auch dieser Aussage widersprach Krosnick.

Gegen eine Veröffentlichung der Studie war man in der Nasa, weil es möglich sein soll, in einigen Fällen anhand der enthaltenen Informationen herauszufinden, welche Fluglinien betroffen waren, erklärte Griffin. Vertrauliche Daten, die die Wirtschaft betreffen, dürfe die Behörde jedoch nicht freigeben.

Bis Ende des Jahres, kündigte der Nasa-Direktor an, werde man nun etliche Daten löschen, um die Studie vollständig zu anonymisieren. Dann könne sie veröffentlicht werden.

Wie die New York Times berichtet, zweifeln einige Kongressmitglieder allerdings, dass dies so lange dauern muss. So fragte etwa Bart Gorden, Vorsitzender des Wissenschafts- und Technik-Ausschusses des Repräsentantenhauses, wieso man es "nicht gleich heute tun kann".

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