Tierreich:Sprachwandel im Pool

Was macht ein gefangener Belugawal, der es im Zoo-Bassin mit Delfinen zu tun hat? Er erlernt eine erste Fremdsprache und versucht, mit den fremden Kollegen zu kommunizieren. Und nicht nur dafür - auch für andere Laute hat das Tier offenbar Talent.

Von Christian Weber

Am Anfang hatten die Großen Tümmler ein bisschen Angst vor dem neuen Schwimmgenossen in ihrem Aquarium, einem Belugaweibchen. Doch nach wenigen Wochen im gemeinsamen Becken im Delfinarium der Stadt Koktebel auf der Krim hatte sich der Beluga gut integriert. Elena Panova und Alexandr Agafonov von der Russischen Akademie der Wissenschaften berichten nun, woran das möglicherweise lag: Der Wal hat offenbar gelernt, Laute der Delfine zu imitieren, während er auf seine artspezifischen Rufe zunehmend verzichtet ( Animal Cognition).

Belugas sind bekannt dafür, dass sie ein enorm großes akustisches Repertoire haben. Sie können brummen, quieken, quietschen, in Frequenzen von 0,7 bis über 20 Kilohertz. Sie können Vogelgesang, computergenerierte Töne und angeblich sogar menschliche Laute nachmachen. Insofern ist die jetzt dokumentierte akustische Leistung der Meeressäuger nicht so überraschend. Spannend ist aber die Frage, ob der Beluga von Koktebel womöglich weiß, was er da pfeift? Dafür spricht, dass er auch die Signaturpfiffe der Tümmler imitiert, mit denen sich die Tiere ansprechen. Zumindest ein neugeborenes Tummler-Kalb hat er überzeugt: Dieses hat sich entschlossen, regelmäßig neben dem Beluga zu schwimmen.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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