Survival-Ratgeber:Mit Schlamm einreiben

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Was tun, wenn R2D2 und Konsorten zum Angriff übergehen? Ein Buch gibt Tipps, wie man einen Roboter-Aufstand überlebt.

Wolfgang Blum

Die Autoren von Science-Fiction-Romanen und -Filmen wussten es schon immer: Robotern ist nicht zu trauen. Früher oder später greifen sie die Menschheit an.

Bereits im Theaterstück "R.U.R." (Rossums Universal-Roboter) rebellieren intelligente Maschinen gegen die Menschen und rotten sie kurzerhand aus. Geschrieben hat es 1920 der Tscheche Karel Capek und dabei den Apparaten ihren Namen gegeben: "Robota" ist tschechisch für Fronarbeit.

Jetzt hat sich ein Wissenschaftler des Themas angenommen. Daniel Wilson, der an einem der Spitzeninstitute für Roboterforschung an der US-amerikanischen Carnegie Mellon University studiert hat, warnt nicht nur vor einem Aufstand technischer Helfer.

Er gibt in seinem kürzlich erschienenen Buch "How to survive a robot uprising" auch Ratschläge, wie man ihn überlebt.

Den Robotern ist mit unterschiedlichen Taktiken beizukommen

"Ein Roboter-Aufstand kann jederzeit passieren", bestätigt Wilson im Gespräch mit der SZ mit gespieltem Ernst. "Sind Sie darauf vorbereitet, sich und Ihre Familie zu verteidigen?" Als erstes sei dazu notwendig, den potenziellen Feind zu kennen. Wofür wurde er gebaut? Arbeitet er mit anderen zusammen? Wo liegen seine Schwächen?

"Roboter sind Werkzeuge", sagt Wilson. Ihr Körper sei der jeweiligen Aufgabe angepasst, sie können klein wie Insekten sein oder riesig groß, sie können filigrane Bewegungen durchführen oder tonnenschwere Lasten heben. Daher sei ihnen mit unterschiedlichen Taktiken beizukommen.

Zum Beispiel sei es eine gute Idee, empfiehlt der 27-jährige Doktor der Robotik, sich mit Schlamm einzureiben, wenn ein Roboter angreift, der sich über Infrarotsensoren in der Umgebung zurechtfindet. Dadurch ließe sich das typische Muster der Wärmeabstrahlung eines Menschen verschleiern.

Um ein schnelles, mobiles Ungetüm mit dem Auto abzuschütteln, lohne es sich, in Kreisen zu fahren, da der Verfolger dafür nicht gebaut sei. "Zu Fuß sollte man auf eine starke Lichtquelle zulaufen", ergänzt Wilson. Plötzliche Änderungen der Beleuchtung verwirrten die Kameras und künstlichen Gehirne, die deren Signale auswerten.

Im Zickzack querfeldein zu fliehen bringe ebenso einen Vorteil wie Wasserflächen aufzusuchen. Roboter hätten Schwierigkeiten mit Hindernissen wie Hecken, Bäumen oder kleinen Hügeln. Und im Wasser sänken sie oder erlitten einen Kurzschluss. Wer zu zweit auf der Flucht sei, sollte sich zuerst innig umarmen. Ein maschineller Verfolger erkenne einen möglicherweise während der Umarmung nicht mehr und verliere die Spur. Falls doch: Unbedingt in verschiedene Richtungen davonlaufen.

Wer einem ganzen Schwarm feindlicher Kleinroboter gegenübersteht, sollte sich auf keinen Kampf einlassen. Roboter würden bedenkenlos einzelne Individuen opfern, um zu siegen. Gibt es kein Entkommen mehr, sollte man versuchen, seinen Gegner in ein Gespräch zu verwickeln und zu argumentieren.

Emotionale Appelle freilich könne man sich sparen. Und ergibt sich eine Gelegenheit zuzuschlagen, sollte man nicht zögern. "Zeigen Sie keine Gnade. Ihr Feind kennt ebenfalls keine", schärft Wilson ein. Empfindlichster Punkt des Gegners seien seine Augen, sprich Kameras.

Eine Verfilmung seines Buches würde Wilson begrüßen

All diese Ratschläge gibt Wilson jedoch mit einem gewissen Augenzwinkern. Er habe das Buch schließlich aus zwei Gründen geschrieben, berichtet Wilson: Um zu unterhalten und um Wissen über Roboter zu verbreiten. Die Strategie gegen aufsässige Maschinen leitet sich aus dem Stand der Forschung ab.

Denn die Schwachpunkte, an denen die Maschinen angreifbar sind, stellen für die Ingenieure zurzeit die größten Herausforderungen dar. Sie zu beseitigen ist das Ziel ihrer Entwicklungsarbeit. Wilson selbst würde gerne seinen Teil dazu beitragen. Derzeit hofft er auf eine Anstellung in der Roboterindustrie; eine Verfilmung seines Buches würde er aber auch begrüßen. Das Drehbuch sei bereits geschrieben, berichtet er: "Paramount sucht derzeit nach Schauspielern und einem Regisseur."

Die Bösewichte in dem Streifen wären dann wahrscheinlich militärische Roboter, "hochhausgroße atomare Tötungsmaschinen mit künstlichen Gehirnen und sich windenden Tentakeln, die scharf sind wie Nato-Draht", sagt Wilson. Hausroboter seien viel harmloser, aber: "Vielleicht hat mich auch mein automatischer Staubsauger dafür bezahlt, das zu sagen", scherzt Wilson, bei dem es zu Hause vor Robotern nur so wimmelt.

Denn eigentlich liebt der Autor die technischen Helferlein. Dass sie Amok laufen, hält er zwar für möglich, aber nicht für allzu wahrscheinlich: "Menschen sind viel gefährlicher."

© SZ vom 30.03.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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