Störfälle:AKW-Betreibern fehle Kompetenz

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Seit 20 Jahren nicht für Atomkraftwerke zu forschen, hat Auswirkungen - auch auf die Geschäftsleitung - sagt der frühere Chefingenieur des schwedischen AKW Forsmark.

Der frühere Chefingenieur des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark, Lars Olov Höglund, hat nach den Störfällen in den AKW Brunsbüttel und Krümmel generelle Versäumnisse in der deutschen Atompolitik kritisiert.

Hart kritisiert: Vattenfall-Geschäftsführer Bruno Thomauske. (Foto: Foto: AP)

Da seit mehr als 20 Jahren nicht mehr in die Forschung für Atomkraftwerke investiert worden sei, verschwinde automatisch die nötige Kompetenz, sagte Höglund am Dienstag im ARD-Morgenmagazin.

Dies sei möglicherweise auch in den jetzt in der Diskussion stehenden Kraftwerken so. Die dortige Geschäftsleitung besitze offensichtlich nicht mehr die Kompetenz, um zu entscheiden, was wichtig und was unwichtig sei, erklärte Höglund.

Im nördlich von Stockholm gelegenen Kraftwerk Forsmark waren im Juli 2006 nach einem Ausfall der Stromversorgung zwei der vier Dieselaggregate zur Notstromversorgung nicht wie geplant automatisch angelaufen.

Das AKW wird vom Energiekonzern Vattenfall betrieben, der auch für die Reaktoren Krümmel und Brunsbüttel verantwortlich ist.

Der SPD-Energieexperte Hermann Scheer hat Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gefordert. Scheer sagte am Dienstag im RBB-Inforadio, angesichts gravierender Sicherheitsmängel sei ein Eingreifen der Staatsanwaltschaft längst überfällig.

"Der Straftatbestand ist dann bereits gegeben, wenn die Gefahr fahrlässig verursacht wird oder aber wenn leichtfertig gehandelt und die Gefahr fahrlässig verursacht wird", sagte Scheer. Er halte auch einen Entzug der Betriebserlaubnis für durchaus denkbar.

Der Reaktorexperte des Ökoinstituts, Michael Sailer, hat indes davor gewarnt, dass Probleme wie in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel künftig häufiger auftreten könnten.

Auf Grund der aus Sicherheitsgründen durchgeführten technischen Änderungen an den älter werdenden AKW seien die Anlagen von den Reaktormannschaften schwieriger zu überblicken, sagte Sailer der Frankfurter Rundschau.

Da die erste Generation der Betriebscrews oft aus Altersgründen bereits ausgeschieden sei, fehlten zunehmend auch Kenntnisse über Eigenheiten der Anlagen, die in der Inbetriebnahmezeit gewonnen wurden. Das könne ebenfalls zu Fehlern führen. Sailer ist Mitglied in der Reaktorsicherheitskommission des Bundes.

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