Sternenhimmel im Oktober:Strahlender Jupiter

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Die Mitteleuropäische Sommerzeit endet in der Nacht zum 26. Oktober, die Uhren werden um eine Stunde zurückgestellt.

Helmut Hornung

Das kosmische Jahr dauert 13,7 Milliarden Erdjahre und beginnt am 1. Januar mit dem Urknall. Schon am 19. Januar flammen die ersten Sterne auf, doch erst Mitte August wird unsere Sonne geboren. Gleichzeitig schälen sich die Planeten aus der Urwolke. Drei Wochen später dann die ersten Lebenszeichen: Archäen und Bakterien - einfache, einzellige Organismen. An Weihnachten blüht das Leben auf, die kambrische Explosion bringt unzählige Pflanzen- und Tierarten hervor.

Der Sternenhimmel Anfang Oktober 22.30 Uhr Ende Oktober 19.30 Uhr (Foto: Grafik: M. Rothe)

Bevor das kosmische Jahr am Silvestertag um Mitternacht endet, betritt um 20 Uhr der Mensch die Bühne. Der denkt nun darüber nach, ob das Leben auf der Erde entstand oder ob die ersten Keime im All gesät wurden.

Heute studieren Astrobiologen die Verteilung der chemischen Elemente im Kosmos. Dabei suchen sie nicht nur mit Hilfe von Robotersonden auf Planeten, Kometen oder Meteoriten, sondern auch in fernen Staubwolken, die zwischen den Sternen im All treiben sowie in den ausgedehnten Hüllen um die Sterne selbst. Wegen der großen Entfernungen müssen sich die Forscher auf indirekte Methoden beschränken.

So fahnden Radioastronomen mit ihren Antennen nach Fingerabdrücken, die Moleküle in den Strahlungsspektren hinterlassen. Auf diese Weise entdeckten sie in den 1960er-Jahren einfache Verbindungen wie Ammoniak, Wasserdampf oder Kohlenmonoxid.

Bisher kennen die Astrochemiker mehr als 140 unterschiedliche Moleküle, darunter so komplexe organische Verbindungen wie Essigsäure, Ameisensäure oder das Frostschutzmittel Ethylenglykol. Besonders interessant für die Wissenschaftler sind Aminosäuren, weil sie als die Bausteine des Lebens gelten. Doch selbst der Nachweis der einfachsten Aminosäure - Glycin - gelang bisher nicht.

Immerhin identifizierten Forscher vor kurzem einen chemischen Verwandten dieses Moleküls. Fündig wurden sie in einem sehr dichten, heißen Gasklumpen namens "Heimat der Moleküle". Die Bezeichnung erfand der US-Astronom Lewis Snyder in Anspielung auf seine deutsche Herkunft; im Englischen heißt das Objekt "Large Molecule Heimat". Der Wolkenkomplex liegt in Richtung der Konstellation Schütze, nur etwa 400 Lichtjahre vom Zentrum unserer Milchstraße entfernt.

Aliens haben Astronomen noch keine beobachtet

Die Wolke misst knapp ein halbes Lichtjahr im Durchmesser und beherbergt tief in ihrem Innern eine junge Sonne. Aber nicht die Sterne selbst sind die Fabriken für komplexe Moleküle, sondern die Staubteilchen innerhalb der Wolken. Atome und Moleküle treffen zufällig auf die Partikel, bleiben an deren Oberflächen haften und wandern mit ihnen umher. Stoßen sie auf andere Atome oder Moleküle, kommt es zu chemischen Reaktionen.

So werden schrittweise komplexe Verbindungen aufgebaut. Kam das Leben aus dem All? Darauf haben die Forscher noch keine schlüssige Antwort. Denn von einfachen Aminosäuren zu komplexen Proteinen ist es ein gewaltiger Schritt. Und Aliens haben die Astronomen auch noch keine beobachtet.

Merkur erscheint nach dem 17. Oktober in der Morgendämmerung tief im Osten. Venus leuchtet am abendlichen Südwesthimmel. Allerdings steht sie noch sehr tief, was einen glanzvollen Auftritt erheblich trübt. Mars bleibt unbeobachtbar, Jupiter im Schützen hingegen strahlt nach wie vor am Abendhimmel; Ende Oktober sinkt er schon gegen 21 Uhr unter den Horizont. Saturn im Löwen ist Objekt am Morgenhimmel.

Uranus im Wassermann und Neptun im Steinbock finden Geübte am abendlichen Firmament. Der Lauf des Erdbegleiters: Am 7. Oktober gelangt der Mond ins Erste Viertel, am 14. ist Vollmond, am 21. Letztes Viertel und am 29. Oktober schließlich Neumond. Die Mitteleuropäische Sommerzeit endet in der Nacht zum 26. Oktober, die Uhren werden um eine Stunde zurückgestellt.

© SZ vom 06.10.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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