Sternenhimmel im April:Ach, wie schön der Regenwurm heute wieder leuchtet

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Wie ein Brite die Kartographie am Firmament verändern wollte und warum sich Sternenfreunde ausgerechnet auf den 20. April freuen können.

Helmut Hornung

John Hill muss ein Mann mit bizarrem Humor gewesen sein. Im Jahr 1754 ersann der englische Naturforscher 13 neue Sternbilder und gab ihnen Namen wie Blutegel, Spinne oder Regenwurm. Verständlich, dass seine Nomenklatur keine Freunde fand.

Anfang April 23:30 Uhr Ende April 21:30 Uhr (Foto: Grafik: Martin Rothe)

Hill war nicht der einzige, der den Himmel für neue Konstellationen öffnen wollte. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert erlebte die Kartographie des Firmaments eine Blüte. Während die einen ihrer Phantasie freien Lauf ließen, verfolgten die anderen ernste Absichten - so der Augsburger Julius Schiller, der die antiken Tierkreisbilder kurzerhand in die zwölf Apostel umbenannte.

Sein Vorschlag setzte sich ebenso wenig durch wie jener des englischen Astronomen und Kometenentdeckers Edmond Halley. Der erfand die Karlseiche ("Robur Carolinum"), um seinem Herrscher, König Karl II., zu schmeicheln. Die Sterne für die Karlseiche holte sich Halley aus dem Bild Argo.

Die Galeere Argo wiederum erlebte am Himmel im wahrsten Sinne Schiffbruch: Ursprünglich gehörte sie zu den 48 klassischen Konstellationen der Griechen; mit ihr fuhren Jason und die Argonauten nach Kolchis, um das Goldene Vlies zu holen. Im Sternenkatalog des französischen Forschers Nicolas Louis de Lacaille aus dem Jahr 1763 taucht die Argo nicht mehr auf, dafür finden sich in dem Werk die einzelnen "Wrackteile" Schiffsheck (Puppis), Schiffskiel (Carina) und Segel (Vela) - und diese Bilder gibt es noch heute. Verschwunden sind dagegen Konstellationen wie Zerberus, Hahn, Rentier, Druckerei oder Friedrichs Ehre.

Mit Letzterer wollte Johann Bode 1787 dem preußischen König Friedrich dem Großen ein himmlisches Denkmal setzen. Im Jahr 1922 hatte das Gerangel um die Sternbilder ein für allemal ein Ende: Die Internationale Astronomische Union beschloss eine offizielle Liste mit 88 Konstellationen.

Und nun zum aktuellen Himmel: Venus gibt am westlichen Abendhimmel eine Galavorstellung. Mars zeigt sich gegen Monatsende am morgendlichen Firmament. Jupiter im Schlangenträger geht in den späten Abendstunden auf, während Saturn im Löwen am frühen Abend im Süden seine größte Höhe über dem Horizont erreicht.

Merkur, Uranus und Neptun bleiben in diesem Monat unsichtbar. Ein schöner Anblick erwartet die Sternenfreunde am 20. April, wenn die schmale Sichel des zunehmenden Mondes die strahlend helle Venus passiert.

Und der Fahrplan des Erdtrabanten lautet so: Vollmond am 2., Letztes Viertel am 10., Neumond am 17. und Erstes Viertel am 24. April.

© SZ vom 2.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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