Sinneswahrnehmung:Schlechter Geschmack

Katzen schmecken viele Bitterstoffe. (Foto: dpa)

Katzen haben mindestens sieben Rezeptoren für Bitterstoffe. Dafür können sie die Geschmacksrichtung "süß" nicht erkennen. Süße Sahne schmeckt für sie genauso wie normale Milch.

Katzen gelten als heikle Haustiere. Schmeckt ihnen ihr Futter nicht, hungern sie lieber, als trotzdem zu fressen. Womöglich ist es ihnen dann schlicht zu bitter: Katzen haben nämlich mindestens sieben verschiedene Rezeptoren für diesen unangenehmen Geschmack, wie Wissenschaftler des Monell Chemical Senses Center in Philadelphia in der Fachzeitschrift Plos one berichten. Die Biologen um Gary Beauchamp identifizierten zwölf Gene im Erbgut von Katzen, die mit der Wahrnehmung der Geschmacksrichtung "bitter" zu tun haben. Sieben dieser Gene konnten sie Rezeptoren auf der Zunge der Tiere zuordnen.

Schon in den 1970er-Jahren hatte Beauchamp herausgefunden, dass Katzen die Geschmacksrichtung "süß" nicht erkennen können. Süße Sahne schmeckt für die Tiere genauso wie normale Milch. Davor waren die meisten Biologen davon überzeugt, dass alle Säugetiere genau wie Menschen die fünf Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter und umami - also herzhaft - wahrnehmen können. Inzwischen sind viele Arten bekannt, die nichts Süßes schmecken. Tiger, Geparden und Löwen gehören dazu, aber auch Tüpfelhyänen, Pelzrobben, Seehunde und Seelöwen. Mittlerweile geht man davon aus, dass all diese Tiere den Sinn für Süßes im Lauf der Evolution verloren haben, weil sie Fleischfresser sind und Süßes in ihrem Leben deshalb keine Rolle spielt. Doch welchen Sinn macht es für Mensch und Tier, Bitteres schmecken zu können? Die gängige Erklärung dafür ist, dass diese Fähigkeit davor schützen soll, giftige Substanzen in pflanzlicher Nahrung zu identifizieren und zu vermeiden. Beauchamps neueste Erkenntnisse stellen diese Hypothese infrage. Demnach haben die fleischfressenden Katzen ähnlich viele Bitter-Rezeptoren wie beispielsweise Pandabären, die sich von Pflanzen ernähren.

© SZ vom 22.10.2015 / tiba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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