Robert Scotts letzter Brief:Abschiedsworte bei minus 70 Grad

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"An meine Witwe": Nach dem Tagebuch des Polarforschers werden nun auch Scotts Briefe veröffentlicht, die er 1912 im Angesicht des Todes schrieb.

Kaum jemand wird sich vorstellen können, wie es Robert Scott zumute war, als er den letzten Brief an seine Frau Kathleen schrieb - den sicheren Tod vor Augen, bei minus 70 Grad, und mit dem Wissen, dass er den Wettkampf gegen den Norweger Roald Amundsen zum Südpol verloren hatte.

"An meine Witwe", beginnt das Papier vielsagend, das vom 17. Januar zusammen mit anderen Dokumenten vom Scott Polar Research Institute Museum der Cambridge University ausgestellt werden.

Die Witwe des Sohns des Polarforschers hatte Scotts letzten Briefe an die Ehefrau erst kürzlich an das Institut übergeben.

Robert Falcon Scott verfasste seinen Abschiedsbrief auf dem Rückweg von seiner Südpol- Expedition im Jahr 1912. "Liebe, es ist nicht einfach zu schreiben bei dieser Kälte - 70 Grad unter Null und kein Schutz außer unserem Zelt. (...) Das schlimmste an der Situation ist, dass ich Dich nicht wieder sehen werde."

Tödliches Scheitern

Begonnen hatte Scott den Brief im März 1912, als er und seine Leute bereits schwer unter Hunger und Unterkühlung litten.

Bereits am 17. Januar des Jahrers hatte die Expedition ihr Ziel erreicht - nur um festzustellen, dass die Norweger vor ihnen am Südpol gewesen waren.

Das Rennen gegen Amundsen hatten Scott, Henry (Birdie) Bowers, Edward Adrian Wilson, Edgar Evans und Lawrence (Titus) Oates verloren, nun begann ein Rennen um ihr Leben.

Verzweifelt versuchten sie, eine Versorgungsstation zu erreichen - die jedoch zu weit vom Pol entfernt errichtet worden war. Auch dieses Rennen konnten die fünf Briten nicht gewinnen.

Als Nationalheld gefeiert

Trotzdem wurde der tote Polarforscher in Großbritannien als Nationalheld gefeiert. Die Leichen der britischen Expeditionsteilnehmer wurden sechs Monate nach ihrem Tod gefunden - zusammen mit Scotts Tagebüchern, die bald danach veröffentlicht wurden.

"Ich war kein guter Ehemann, aber ich hoffe, ich werde eine gute Erinnerung sein", hatte Scott in einem der jetzt veröffentlichten Briefe geschrieben.

Das war ihm in der Öffentlichkeit zumindest bis 1979 beschieden. Dann erschien die sehr kritische Biografie des Autoren Roland Huntford, der Scott teils als "unfähig" und "tyrannisch" beschrieb und ihm schwere Fehler bei der Organisation der Expedition vorwarf.

Der Engländer unterlag seinem Norwegischen Kollegen vor allem, weil er Schlittenhunde als "unbritisch" ablehnte. Er setzte lieber Pferde ein, die jedoch die Belastungen nicht aushielten.

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