Risiko Rinderwahn:Bluttransfusion als Infektionsquelle?

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Möglicherweise kann man sich über das Blut von erkrankten Spendern mit vCJK anstecken. Es gibt jedoch Wege, die Infektionsgefahr zu verringern.

Markus C. Schulte v. Drach

Eine Ansteckung mit der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit scheint über Bluttransfusionen möglich. Darauf deuten Versuche schottischer Wissenschaftler von Institut für Tiergesundheit in Edingburgh.

Können sich die Prionen auch über Blutspenden ausbreiten? (Foto: N/A)

Versuche mit Schafen

Sie hatten im September letzten Jahres berichtet, dass ein gesundes Schaf, auf das Blut eines mit BSE infizierten Artgenossen übertragen wurde, ebenfalls an der Seuche erkrankt war. Eine große Überraschung ist das Ergebnis nicht. Schließlich weiß man, dass BSE eine ansteckende Krankheit ist und infektiöse Prionen auch an den weißen Blutkörperchen, den Leukozyten, sitzen.

Auch waren Mäuse, denen Prionen enthaltendes Blut ins Gehirn gespritzt worden war, ebenfalls erkrankt. Und Patienten mit klassischer Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sowie ihre Familienangehörigen dürfen in Deutschland kein Blut spenden - ein Hinweis darauf, dass die Behörden sich der Gefahr der Übertragbarkeit von Prionen über den Lebenssaft bewusst sind.

Spendeverbot für Großbritannien-Besucher

Schon vorletztes Jahr hatten die USA, Kanada und Japan beschlossen, kein Blut zu akzeptieren, wenn sich der Spender zwischen 1980 und 1997 insgesamt sechs Monate in Großbritannien aufgehalten hat. In dieser Zeit - so wird angenommen - war die Gefahr der Infektion dort am größten. Nach der Veröffentlichung der schottischen Studie haben auch Australien und die Schweiz ein entsprechendes Blutspendeverbot beschlossen.

Entgegen ursprünglichen Plänen empfehlen nun auch deutsche Behörden, die Blutspenden durch eine entsprechende Regelung zu kontrollieren.

"Die Frist von sechs Monaten Aufenthalt in Großbritannien wurde ursprünglich von den US-Behörden gewählt, da ein Ausschluss weiterer Spender zu Engpässen bei den Blutreserven in den Vereinigten Staaten führen könnte", erklärt Friedrich-Ernst Düppe, Presse-Sprecher des Blutspendedienstes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Nordrhein-Westfalen. In Deutschland wird bei einem entsprechenden Ausschluss von Spendern nun mit einem Ausfall von 0,2 Prozent der Spenden gerechnet.

Gefiltertes Blutplasma

Schon seit der Einführung der Regelung in den USA gilt allerdings für Hersteller von Blutplasma, die Pharma-Unternehmen und auch das DRK, dass sie ihre Produkte den gleichen Kriterien unterwerfen müssen, wie die Amerikaner, sonst ließen sie sich auf dem Weltmarkt nicht verkaufen, so Düppe. Und wenn die weißen Blutkörperchen mittels einer so genannten Leukozytendepletion herausgefiltert wurden, ist das Risiko auch bei England-Besuchern vermutlich gering.

Die deutschen Behörden appellieren an die Blutspende-Dienste, alles Blut dieser Prozedur zu unterziehen. In einigen Bundesländern führt das DRK diese Filterung schon jetzt durch. Erst ab Oktober 2001 ist sie jedoch deutschlandweit vorgeschrieben.

Eine Garantie, dass damit eine Übertragung infektiöser Prionen bei Bluttransfusionen ausgeschlossen ist, gibt es aber nicht. Im Gegenteil: Es wird befürchtet, dass auch zellfreies Plasma die Krankheit übertragen kann.

Bisher keine Hinweise auf Infektionen über Spenderblut

Bisher gibt es allerdings noch keine Hinweise darauf, dass die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit tatsächlich schon durch eine Bluttransfusion übertragen worden wäre.

Johannes Löwer, am Paul Ehrlich Institut in Langen für die Zulassung von ausländischen Blutprodukten in Deutschland verantwortlich, glaubt zudem, dass auch ohne die Regelung für Großbritannien-Besucher kein besonderes Risiko für deutsche Blut-Empfänger bestand, vor allem, da Spender aus dem Vereinigten Königreich schon seit längerer Zeit nicht mehr akzeptiert werden.

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