Reproduktionsmedizin:Zwei Mütter, ein Vater

Im Vorfeld einer Fachkonferenz im Oktober berichten Forscher, das erste Kind mit drei biologischen Eltern sei geboren worden. Sollte sich der Bericht bestätigen, könnte das Verfahren einigen Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch helfen.

Von Hanno Charisius

Im April dieses Jahres soll das weltweit erste Kind mit drei biologischen Eltern zur Welt gekommen sein. Das geht aus einem Vorbericht zur Konferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin "ASRM 2016" hervor, die Mitte Oktober in Salt Lake City beginnt.

Schäden im Erbgut der betreffenden Mutter hätten demnach verhindert, dass sie auf natürlichem Wege gesunde Kinder zur Welt bringen konnte. Nach vier Fehlgeburten und zwei gestorbenen Kindern entschieden die Frau und ihr Mann, in einer mexikanischen Klinik eine neue Behandlungsmethode auszuprobieren, bei der das Erbgut aus einer Eizelle der Mutter in eine gespendete Eizelle einer gesunden Frau übertragen wird. Erst danach sei es mit Spermien des Vaters im Labor befruchtet worden. Auf diese Weise schufen die Ärzte einen gesunden Embryo, den sie in die Gebärmutter der Frau übertrugen. Sollte sich dieser nur wenige Zeilen lange Vorbericht bestätigen, wäre es weltweit der erste bekannte erfolgreiche Eingriff dieser Art.

Die Technik könnte Frauen helfen, die Funktionsstörungen in ihren Mitochondrien haben. Das sind biologische Mikromaschinen in den Zellen, die chemische Energie für das Leben herstellen. Bei dem nun eingesetzten Verfahren werden die kranken Mitochondrien einer Frau mit unerfülltem Kinderwunsch durch gesunde ersetzt. Weil auch die Mitochondrien einige Erbanlagen tragen, entsteht ein Embryo, der nicht nur Erbanlagen der Mutter und des Vaters trägt, sondern eben auch einige Gene der Eizellspenderin. Deshalb haben so gezeugte Kinder streng genommen drei biologische Eltern.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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