Raumsonde "Rosetta":Rendezvous mit einem Asteroiden

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Heute Abend begegnet "Rosetta" dem bislang unerforschten Asteroiden Steins. Die Esa hofft auf neue Erkenntnisse über das frühe Sonnensystem.

Alexander Stirn

Das eigentliche Ziel ist noch weit entfernt, da kommt dieser Felsbrocken am Wegesrand gerade recht: Am Freitagabend um 20.58 Uhr wird die europäische Raumsonde Rosetta in nur 800 Kilometern Entfernung an dem bislang unerforschten Asteroiden Steins vorbeifliegen.

"Rosetta" wird in nur 800 Kilometern Entfernung an Steins vorbeifliegen. (Foto: Grafik: Esa/APES/Medialab)

Die Sonde, die sich auf dem Weg zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko befindet, soll eine Vielzahl von Bildern machen und den Himmelskörper detailliert analysieren. Da Asteroiden - wie die Planeten - vor etwa 4,6 Milliarden Jahren entstanden sind, erhoffen sich Planetenforscher von den Aufnahmen neue Erkenntnisse über das frühe Sonnensystem.

Was Steins so interessant macht: Der nicht einmal fünf Kilometer große, unregelmäßig geformte Brocken gehört zu einer seltenen Klasse von Asteroiden. Mit seiner hellen Oberfläche und der mineralischen Zusammensetzung unterscheidet er sich von fast allen vergleichbaren Himmelskörpern. Von den mehreren Zehntausend bislang bekannten Asteroiden fallen nur etwa 50 in dieselbe Kategorie wie Steins.

Forscher vermuten, dass es sich bei dem Gesteinsbrocken, benannt nach dem lettischen Astronomen Karlis Steins, um das Bruchstück eines gewaltigen Kleinplaneten handeln könnte. Der mysteriöse Himmelskörper könnte, darauf deuten Spuren von Mineralien hin, für kurze Zeit sogar vulkanische Aktivitäten entwickelt haben.

"Der Rosetta -Vorbeiflug ist für uns ein wissenschaftlicher Glücksfall, da wir mit den Messungen vielleicht eine ganze Reihe offener Fragen beantworten können", sagt Tilman Spohn vom Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.

Die Hoffnungen ruhen zum großen Teil auf einer vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau entwickelten Kamera, die die Oberfläche des Asteroiden in Farbe und mit hoher Auflösung fotografieren soll.

Klappt alles wie geplant, werden die Aufnahmen vom kosmischen Rendezvous derart detailreich sein, dass einzelne Krater und Gesteinsblöcke auf der Oberfläche ausgemacht werden können.

Anhand der statistischen Verteilung und der Größe der Einschlagskrater hoffen die Forscher, das Alter des Asteroiden, zumindest aber das der Oberfläche, bestimmen zu können.

Noch in der Nacht zum Samstag soll Rosetta erste Aufnahmen vom 360 Millionen Kilometer entfernten Steins zurück zur Erde funken. Anschließend hat die Sonde wieder ihre Ruhe. Sie wird zurück zur Erde fliegen, dort erneut Schwung holen und dann (nach dem Vorbeiflug an einem weiteren Asteroiden) Kurs auf den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko nehmen.

Dort angekommen, soll Rosetta erstmals in der Geschichte eine kleine Tochtersonde auf einem Kometen absetzen. Geplantes Landedatum ist im November 2014.

Eine Esa-Animation des Fluges

© SZ vom 05.09.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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