Rätselhafte Satellitenbilder:Orientierungshilfe für fliegende Spione

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Mysteriöse Gebilde haben Cybergeographen im Nordwesten Chinas mit Hilfe von Google Earth aufgespürt. Aber es gibt eine ganz einfache Erklärung für die Bauwerke und seltsamen Straßen.

Wie riesige Kunstwerke, die allerdings nur aus der Luft oder gar dem Weltraum zu erkennen sind, wirken Strukturen, die aufmerksame Nutzer von Google Earth im Nordwesten Chinas entdeckt haben.

Ein 18 Meter großes weißes Kreuz bei Casa Grande, Arizona, nahe einem Schießstand, hat früher Spionagesatelliten zur Kalibrierung gedient. Haben die Gebilde in der chinesischen Wüste eine ähnliche Funktion? (Foto: Google Earth)

Vor allem die seltsamen Linien, die in einem westlichen Ausläufer der Wüste Gobi zu finden sind, haben manche sogar zu der Spekulation gereizt, hier könnten Botschaften an Aliens versteckt worden sein.

Die Lösung dese Rätsels ist allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit ganz profan: Wie Jonathon Hill von der Arizona State University der Internetseite Life's Little Mysteries erklärte, handele es sich vermutlich um Kalibrierungshilfen für chinesische Spionagesatelliten.

Hill ist einer der Experten, die für die Nasa Bilder der Marsoberfläche untersuchen und auch Aufnahmen von Nasa-Satelliten ausgewerten, die die Erde umkreisen.

Insbesondere die seltsamen hellen Linien in der Wüste dienen seiner Meinung nach dazu, die Umlaufbahn der Geräte zu kontrollieren. Wie er Life's Little Mysteries sagte, ist die Existenz solcher Kalibrierungsziele kein Geheimnis.

Ein Beispiel findet man auch in den USA, berichtet Hill. Es ist ein weißes Kreuz in Casa Grande, Arizona, das in den sechziger Jahren genutzt wurde, um die Corona-Spionagesatelliten zu kalibrieren, mit denen CIA und US Air Force die Sowjetunion und China beobachtet hatten.

Die hellen Linien in Chinas Wüste sind Hill zufolge allerdings recht groß, was bedeutet, dass die Satellitenkameras eine ziemlich schlechte Auflösung haben müssten.

Ein anderes Gebilde aus konzentrischen Objekten und einigen Kampfflugzeugen dient seiner Meinung nach zur Einstellung oder zum Testen von Radargeräten von Satelliten. Wahrscheinlich habe China dort versucht festzustellen, wie eine Umgebung aussehen muss, um Flugzeuge vor solchen Geräten zu verbergen, vermutet Hill. Mit dieser Erkenntnis ließen sich militärische Operationen besser verheimlichen - und zugleich könnten Objekte, die in anderen Ländern versteckt wurden, besser aufgespürt werden.

Eine der auffälligsten Strukturen ist eine Art Gitternetz aus feinen Linien, das Hill zufolge möglicherweise zu einer Anlage mit Richtantennen - sogenannte Yagi- oder Yagi-Udo-Antennen - gehört. Die Linien selbst könnten Straßen sein, die genutzt werden, um die Antennen zu warten, die selbst nicht zu erkennen sind.

Solche Anlagen werden zur Beobachtung der Atmosphäre verwendet. Beispiele für ähnliche Anlagen sind etwa Haarp ( High Frequency Active Auroral Research Program) der USA oder Share ( Southern Hemisphere Auroral Radar Experiment) im Süden der südafrikanischen Antarktis-Forschungsstation Sanae IV.

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