Psychologie:Erfolg steht ins Gesicht geschrieben

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Um zu erkennen, ob ein Vorstandsvorsitzender ein erfolgreiches Unternehmen führt, braucht man nicht unbedingt die Bilanzen zu prüfen. Ein Blick ins Gesicht des Chefs reicht, sagen US-Wissenschaftler.

Markus C. Schulte von Drach

Einen erfolgreichen Firmenchef oder Vorstandsvorsitzenden kann man nicht nur an der Bilanz des Unternehmens erkennen. Es reicht dazu offenbar schon ein Blick auf sein Äußeres. Und damit ist nicht etwa der besonders teure Zwirn gemeint. Erfolg spiegelt sich offenbar im Gesicht eines Chief Executive Officer, kurz CEO, wieder.

Deutschbänker Josef Ackermann: Inbegriff des erfolgreichen Managers. (Foto: Foto: ap)

Darauf deuten Studienergebnisse von Forschern der Tufts University in Medford, USA, hin. Nalini Ambady und Nicholas Rule hatten Studenten Bilder der CEOs der Firmen vorgelegt, die auf der Fortune-1000-Liste die ersten und die letzten 25 Plätze besetzen. Das Ranking des US-Magazins orientiert sich an den Umsatzzahlen der Firmen. Spitzenreiter sind derzeit Wal-Mart, Exxon Mobil und General Motors.

Die Versuchsteilnehmer wussten allerdings nicht, wem die vorgelegten Gesichter gehörten. Sie sollten sie lediglich nach Eigenschaften wie Kompetenz, Dominanz, Beliebtheit, Reife und Vertrauenswürdigkeit beurteilen.

Tatsächlich sortierten die Studenten die CEOs entsprechend dem Fortune-Ranking: Jene, denen besonders gute Führungsqualitäten unterstellt wurden, leiteten signifikant häufiger eines der Top-25-Unternehmen als eine der Firmen am Ende des Fortune-Rankings.

Weiße Männer zwischen 40 und 70

"Unsere Ergebnisse sind besonders bemerkenswert, wenn man die große Ähnlichkeit zwischen den CEOs berücksichtigt", schreiben die Wissenschaftler in der Februar-Ausgabe des Fachmagazins Psychological Science (noch unveröffentlicht). Schließlich zeigten die Schwarzweiß-Abzüge der Gesichter fast ausschließlich weiße Männer im Alter zwischen 40 und 70 Jahren.

Ihre Studie deute darauf hin, dass unbefangene Urteile genauere Einschätzungen von Personen erlauben könnten als solche auf der Grundlage solider Informationen, vermuten die Wissenschaftler.

Könnten Manager demnach versuchen, Menschen von ihren Führungsqualitäten zu überzeugen, indem sie bestimmte Kennzeichen ihres Gesichts betonen - etwa die Augen, die Nase oder das Kinn? Ganz so einfach ist es offenbar nicht. Selbst die Tufts-Wissenschaftler können nicht sagen, woran sich ihre Probanden orientierten.

Frühere Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Gesichtsmerkmale als Anzeichen von Charaktereigenschaften wahrgenommen werden - etwa ein starkes Kinn als Hinweis auf Dominanz. Solche maskulinen Merkmale hängen mit einem hohen Testosteronspiegel zusammen. Ob nun aber Hormonspiegel mit größerer Führungsqualität zusammenhängen, müsste noch untersucht werden.

Auf der anderen Seite ist nicht auszuschließen, dass Menschen während ihrer Karriere gewissermaßen den Gesichtsausdruck erfolgreicher Manager annehmen, mit dem sie Beobachter dann beeindrucken.

Sicher ist jedenfalls, dass ein Unternehmen davon profitieren kann, wenn es in der Öffentlichkeit mit einem vertrauenserweckendes Gesicht assoziiert wird. Im Gehalt der CEOs selbst allerdings schlägt sich der Eindruck, den sie vermitteln, nicht nieder. Das Ranking der Fotos durch die Studenten entsprach nicht dem Ranking bei der Bezahlung.

Nalini Ambady hatte bereits vor einigen Jahren mit einer anderen Studie Aufsehen erregt. Zusammen mit Robert Rosenthal hatte sie Studenten der Harvard University nach einem Semester nach den Eigenschaften ihrer Professoren befragt - etwa wie mitfühlend, optimistisch, professionell oder hilfreich diese gewesen seien.

Andere Studenten, die die Lehrer nicht erlebt hatten, waren allerdings zu ähnlichen Beurteilungen gekommen wie ihre Kommilitonen - nachdem sie Videos der Professoren von zehn, fünf und sogar nur zwei Sekunden Länge gesehen hatten.

Demnach sind wir entweder in der Lage, uns innerhalb kürzester Zeit einen vernünftigen Eindruck von anderen Menschen zu machen. Oder aber wir lassen uns selbst nach langer Zeit noch von Äußerlichkeiten täuschen.

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