Plutonium 239:Zweifel an Keramik-Behältern für Atommüll

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Zirkon-Behälter galten bislang als aussichtsreiches Mittel, um Atommüll langfristig sicher einzuschließen. Doch offenbar werden sie weit früher durchlässig für Radioaktivität, als bislang angenommen.

Markus C. Schulte von Drach

Wenn es darum geht, eine endgültige Lösung zur Lagerung von Atommüll zu finden, spielt die Halbwertszeit der Isotope eine große Rolle. Die liegt etwa bei Plutonium 239, das in abgebrannten Brennstäben enthalten ist, bei 24.000 Jahren. Dementsprechend lang sollten also auch Behälter halten, in denen Atom-Müll gelagert wird.

Vor diesem Hintergrund sieht es mit einer Methode, Atommüll endgültig zu lagern, offenbar schlechter aus, als bislang gehofft:

Keramik-Behälter aus Zirkon werden einer Untersuchung von britischen Forschern der Universität von Cambridge bereits nach 1400 Jahren durchlässig für Radioaktivität.

Dies, so schreiben Ian Farnan und sein Team im Wissenschaftsmagazin Nature, sei sehr kurz. Schließlich dauert es fast 250.000 Jahre, bis von Plutonium 239 keine Strahlung mehr ausgeht.

Die Forscher hatten für ihre Tests mit dem Isotop, das in Atomkraftwerken und für Kernwaffen verwendet wird, die Kernresonanzspektroskopie verwendet.

Damit wird die atomare Struktur von Materialien überprüft. Wie sich zeigte, kollidieren vom Plutonium ausgesandte Alpha-Teilchen nicht wie erwartet mit 1000 oder 2000, sondern mit 5000 Zirkon-Atomen.

Dies, so ihre Befürchtung, könnte die Behälter erheblich früher für Strahlung durchlässig machen, als bislang angenommen.

Für die Lagerung des in deutschen Atom-Anlagen anfallenden radioaktiven Mülls spielt die Studie aus Cambridge offenbar keine Rolle. Wie Bernhard Kienzler vom Forschungszentrum Karlsruhe erklärte, setzt man hier nicht auf Behälter aus Keramik, sondern aus Metall, die in geeignete Endlagerstätten eingebracht werden.

Das bestätigt auch Bernd Arts vom Deutschen Atomforum in Berlin. Demnach setzt man hier weniger auf die langfristige Sicherheit der Behälter selbst, als vielmehr auf Salz als geeignetes Wirtsgestein der Endlagerstätte.

Die in Deutschland verwendeten Pollux-Behälter etwa sollen das strahlende Material für 500 Jahre sicher verschließen - was erheblich kürzer ist, als die britischen Forscher jetzt für die Zirkon-Behälter berechnet haben.

Aber deutscher Atommüll soll bereits innerhalb der nächsten 60 bis 80 Jahre endgültig in einem Salzstock wie in Gorleben eingeschlossen und damit sicher entsorgt sein, hofft man beim Atomforum.

In Ländern, in denen vergleichbare Endlagerstätten nicht zur Verfügung stehen, müssen andere Möglichkeiten entwickelt werden, um den Atommüll langfristig zu entsorgen. Die Suche nach Behältern, die Atommüll für Tausende von Jahren sicher einschließen, wird also weitergehen.

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