Navigation im Meer:Wie die Zugvögel

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Lachse und Meeresschildkröten schwimmen über Tausende von Kilometern zu ihren eigenen Geburtsorten zurück, um zu laichen. Doch wie finden sie dorthin?

Hanno Charisius

Wenn die Zeit für eigenen Nachwuchs gekommen ist, finden Lachse und Meeresschildkröten über Tausende von Kilometern den Weg zurück zu ihren zu ihren eigenen Geburtsorten.

Wasserschildkröten wie die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) kehren zur Fortpflanzung zu ihrem Geburtsort zurück. (Foto: Foto: US National Park Service)

Wie die punktgenaue Navigation unter Wasser funktioniert, ist bis heute ein Rätsel. Zunächst verdächtigte man Schwebstoffe im Wasser als chemische Wegweiser für die Schwimmer.

Doch so empfindlich kann die feinste Nase nicht sein, dass sie über derart große Distanzen heimatliches Gefilde wittert. Jetzt haben amerikanische Biologen eine Theorie entwickelt, nach der sich die Fernreisenden wie Zugvögel am Erdmagnetfeld orientieren.

Die drei Forscher von der University of North Carolina bezeichnen das Konzept der "geomagnetischen Prägung" sehr vorsichtig als Hypothese ( PNAS, Bd.105, S.19096, 2008). Doch ließen sich damit die zahlreichen bekannten Fakten über die Lebensweise von Lachsen und Wasserschildkröten zu einem ganzheitlichen Bild vereinen.

So haben etwa frühere Studien gezeigt, dass sich beide Tierarten am Magnetfeld der Erde orientieren, wenn sie zum ersten Mal ihren Geburtsort verlassen und in die Weiten der Weltmeere hinaus schwimmen.

Um nach Erreichen der Geschlechtsreife wieder zum Geburtsort zurück zu finden, ist jedoch nicht nur ein Magnetsinn notwendig, sondern auch eine eingeprägte Erinnerung an Stärke und Ausrichtung des Erdmagnetfelds am Heimatort.

Wie die Tiere diese Informationen speichern, ist den Forschern noch nicht klar. Gemäß der Hypothese können die Heimkehrer die eingeprägten Magnetfeldmerkmale aber wieder abrufen und wie eine Fährte nutzen. Zumindest grob ins Zielgebiet könnten sie so finden, spekulieren die Forscher. Dort würden sie dann auf einen anderen Sinn umschalten. Lachse verfügen etwa über einen hervorragenden Geruchssinn.

Wie die Schildkröten das anstellen, ist noch unbekannt. Da die Tiere bei der Feinorientierung nicht mehr auf das Magnetfeld angewiesen wären, bereiten ihnen auch die natürlichen Schwankungen des Erdmagnetfeldes keine Probleme. Wenn die Forscher richtig liegen, würden größere Veränderungen im Magnetfeld allerdings dazu führen, dass sich Meeresschildkröten und Lachse auf ihrer Reise verirren.

Mit ihrer Hypothese können die Forscher allerdings nicht erklären, warum die Tiere überhaupt so weite Reisen auf sich nehmen und die Nachkommen nicht einfach an einem anderen Ort in die Welt entlassen. Eine Erklärung wäre, dass die Jungtiere spezielle Umweltbedingungen für ihre Entwicklung benötigen, dass es für die Eltern einfacher ist, ihre Heimat aufzusuchen, als einen neuen geeigneten Platz zu suchen.

© SZ vom 02.12.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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