Nationaler Krebsplan:Tumoren früher erkennen

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Mehr als 430.000 Deutsche erhalten jährlich die Diagnose Krebs. Gesundheitsministerin Schmidt will mit einem Nationalem Krebsplan gegen die Krankheit vorgehen.

Nina von Hardenberg

Im Kampf gegen Krebs will die Bundesregierung die Früherkennung und Behandlung der Krankheit weiter verbessern. Deutschland stehe in der Krebsbekämpfung vor "wachsenden Herausforderungen", sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) bei der Vorstellung des Nationalen Krebsplans am Montag in Berlin. Zwar könnten viele Krebsarten dank moderner Diagnostik und Therapie gut behandelt werden, die Zahl der Neuerkrankungen nehme aber weiter zu, weil die Menschen immer älter würden.

Röntgenaufnahme einer von Rippenfellkrebs befallenen Raucherlunge (Foto: Foto: ddp)

Die Deutsche Krebsgesellschaft wies darauf hin, dass noch zu wenige Menschen die von den Krankenkassen angebotenen Früherkennungsuntersuchungen nutzten. So unterzogen sich 2006 weniger als die Hälfte der Frauen (48 Prozent) und nur 21 Prozent der Männer in der angesprochenen Altersgruppe einer solchen Untersuchung. Gesundheitsministerium und Deutsche Krebshilfe wollen nun durch Informationskampagnen und ein gezieltes Einlade- und Erinnerungssystem mehr Menschen zur Teilnahme bewegen.

Mehr als 430.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an Krebs. Die Krankheit ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Experten rechnen zudem damit, dass die Zahl der Neuerkrankungen in Europa altersbedingt im Jahr 2020 im Vergleich zu 2002 bei Männern um 24 Prozent und bei Frauen um 15 Prozent steigen wird.

Vor diesem Hintergrund soll der Nationale Krebsplan verschiedene Programme zur Prävention und Versorgung bündeln und vorantreiben. Er schließt damit an das 1979 aufgelegte "Gesamtprogramm zur Krebsbekämpfung" an, das unter anderem Kampagnen gegen Rauchen angestoßen hatte.

Verbessert werden soll etwa die Versorgung der Patienten in den Krankenhäusern. So lobte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Friedrich Carl Janssen, dass inzwischen 70 Prozent der Frauen mit Brustkrebs in einem der hochspezialisierten 170 Brustkrebszentren in Deutschland behandelt würden.

Langzeitbetreuung verbessern

Die restlichen 30 Prozent verteilten sich aber auf 800 andere Krankenhäuser, die zum Teil nicht einmal fünf Brustkrebsfälle pro Jahr betreuten. Zertifizierungen von Brustkrebszentren, die es bereits gibt, könnten Patienten dabei helfen, eine geeignete Klinik zu finden. Die Deutsche Krebshilfe will weitere hochspezialisierte Krebszentren benennen und finanziell fördern.

Experten rechnen damit, dass Krebserkrankungen durch bessere Therapien in Zukunft immer häufiger einen chronischen Verlauf nehmen werden: Mehr Menschen überleben die Krankheit, auch wenn sie nicht vollständig geheilt werden können. Darum müsse die Langzeitbetreuung verbessert werden.

Ziel des Krebsplans ist außerdem der Ausbau des klinischen Krebsregisters. Diese Register geben Auskunft darüber, wie viele Krebs-Behandlungen ein Krankenhaus gemacht hat, und wie erfolgreich die Therapie verlaufen ist. Seit 2007 sind die Krankenhäuser verpflichtet, diese Daten zu veröffentlichen.

Kostenlose Hautkrebs-Kontrolle ab 35

Die Qualität der Berichte ist aber regional sehr unterschiedlich. Langfristig sollen zudem die statistischen Daten zu Krebserkrankungen beim Robert-Koch-Institut in Berlin zusammengeführt werden. Erst dann wäre eine genaue Angabe über die Zahl der Krebserkrankungen in Deutschland möglich. Bisherige Angaben basieren auf Schätzungen.

Friedrich Carl Janssen von der Deutschen Krebshilfe wies auf die Bedeutung der Früherkennung hin: "Für fast alle Tumorarten gilt: Früh erkannt sind die Heilungschancen gut." So hätten etwa Darm-, Brust-, Haut- oder Prostatakrebs eine Heilungschance von 90 Prozent, wenn sie rechtzeitig entdeckt würden. Die Krankenkassen zahlen bislang bei Menschen ab 55 Jahren alle zehn Jahre eine Darmspiegelung. Frauen zwischen 50 und 69 werden alle zwei Jahre zur Mammographie-Untersuchung geladen. Vom 1. Juli an wird zudem für alle gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren eine Hautkrebs-Kontrolle angeboten.

Genauso wichtig wie die Vorsorge sei aber ein gesunder Lebenswandel, sagte Janssen: "Zwei Drittel aller Krebsarten können durch Änderung des Lebensstils vermieden werden", mahnte er. Dazu gehöre nicht zu rauchen, ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie ein guter Schutz gegen Sonnenbrand.

© SZ vom 17.6.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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