MRSA:Neuer Problemkeim

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In San Francisco ist eine neue Variante des multiresistenten Bakteriums Staphylococcus entdeckt worden. Bisher sind vorwiegend homosexuelle Männer von der Ansteckung betroffen.

Werner Bartens

Sie sind klein und gemein, und gegen manche von ihnen ist kein Kraut gewachsen. Der Siegeszug der Antibiotika seit dem Zweiten Weltkrieg hat zwar dazu geführt, dass viele Bakterien effektiv bekämpft werden können, doch einige Keime leisten hartnäckigen Widerstand gegen die Mittel der Mediziner und Mikrobiologen.

Das Bakterium Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus wird kurz als MRSA bezeichnet. (Foto: Foto: obs/3M Deutschland GmbH)

Sie sind gegen zahlreiche Medikamente resistent geworden - besonders gefürchtet sind solche Erreger in Krankenhäusern.

In San Francisco ist jetzt eine neue Variante des bereits als Problemkeim bekannten Bakteriums Staphylococcus aureus entdeckt worden. Forscher der dortigen University of California um Henry Chambers beschreiben die neuartigen Infektionen im Fachblatt Annals of Internal Medicine (online).

Der neue Stamm ähnelt offenbar den als MRSA bezeichneten resistenten Staphylokokken sehr, die immer wieder zu lästigen Infektionen in Kliniken führen. Bisher sind vorwiegend homosexuelle Männer von der Ansteckung betroffen.

Die Infektion erfolgt jedoch nicht nur über sexuelle Intimkontakte, sondern auch über die Haut, wenn es zu intensiven Berührungen kommt.

Besonders besorgt sind die Forscher, weil der Keim, der zu Hautgeschwüren und Lungenentzündungen führen kann, nicht mehr auf Krankenhäuser beschränkt ist. Im Castro-Bezirk von San Francisco, in dem besonders viele Homosexuelle leben, sei einer von 588 Bewohnern bereits mit multiresistenten Staphylokokken infiziert.

Der Stamm könnte verheerende Auswirkungen haben

Der neue, noch gefährlichere Stamm könne hier verheerende Auswirkungen haben. Eine Therapie ist bisher nicht in Sicht. "Dieser neue Stamm ist im Vergleich zu den MRSA-Keimen zusätzlich noch resistent gegen drei weitere Antibiotika", sagt Henry Chambers.

In Europa sind Krankenhausinfektionen mit Problemkeimen besonders in England ausgeprägt, beklagen Mikrobiologen seit langem. Dort ist der Anteil resistenter Keime deutlich höher als in Deutschland oder etwa den Niederlanden. 30 Prozent der Stämme von Staphylococcus aureus - neben Clostridium difficile der wichtigste Problemkeim in Hospitälern - sind in England bereits mehrfach resistent. In Deutschland beträgt der Anteil etwa zehn Prozent, in den Benelux-Ländern liegt er unter fünf Prozent.

© SZ vom 17.01.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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