Meteorologie:Und nun das Wetter für Juli

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Mit Hilfe von Supercomputern will der Deutsche Wetterdienst Temperaturen sechs Monate im voraus berechnen. Er kündigt bereits an, dass Juni und Juli wärmer ausfallen werden als erwartet.

Christopher Schrader

Bisher war es ein Fall für Bauernregeln, wenn jemand im Februar das Sommerwetter vorhersagte. Jetzt bietet auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) einen solchen Service an und stützt sich dabei auf Berechnungen von Supercomputern.

Auch 2007 war in Deutschland bereits ein sehr warmes Jahr. (Foto: Foto: dpa)

Demnach werden Juni und Juli 2008 in ganz Deutschland wärmer als erwartet ausfallen. Solche sogenannten Jahreszeitenprognosen erstellt der DWD in Zukunft monatlich für 150 Euro für Wirtschaftsbetriebe: Landwirtschaft, Getränkefabrikanten, die Tourismusindustrie.

"Für die private Urlaubsplanung ist die Prognose nicht geeignet", sagt Wetterdienst-Sprecher Gerhard Lux, "aber Firmen können mit den Daten Personal oder Rohstoffbedarf planen." Mit Energieversorgern habe der DWD das Verfahren bereits erfolgreich getestet.

Den Daten zugrunde liegen Modellrechnungen, die das europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) im englischen Reading erstellt. Die Experten füttern ihren Computer mit Messdaten von der ganzen Welt und aus allen Ozeanen und lassen ihn sieben Monate in die Zukunft rechnen.

Damit keine Messfehler der Ausgangsdaten die Ergebnisse verfälschen, berechnet der Computer 41 Prognosen, deren Startdaten leicht variieren. "Wir haben das seit Ende der 90er-Jahre getestet", sagt EZMW-Sprecher Manfred Klöppel. Seit 2004 stellt das Zentrum die Sechs-Monats-Prognose den nationalen Wetterdiensten zur Verfügung. Dem DWD aber sind die Daten erst jetzt verlässlich genug, sagt Gerhard Lux.

Die Berichte enthalten keine Aussagen für bestimmte Tage und Orte. Ihnen ist nur zu entnehmen, ob es in größeren Regionen wärmer oder feuchter wird als im langjährigen Mittel. Als Vergleich dient gewöhnlich der Zeitraum von 1961 bis 1990. Der DWD destilliert daraus seine Jahreszeitenprognose für den Norden, Osten, Süden und Westen Deutschlands.

Für die Niederschläge verwendet er eine Skala von -- bis ++: deutlich weniger bis deutlich mehr Niederschläge als normal. Für die Temperaturwerte geben Tabellen Gradzahlen an, um die es wärmer oder kälter wird als im Mittel. Wo sich die Modellrechnungen aus Reading besonders einig waren, hebt der DWD Teilergebnisse als "signifikant" hervor.

Das betrifft zum Beispiel den kommenden Mai, der im Norden und Osten "signifikant" um ein gutes Grad Celsius wärmer wird als im Durchschnitt. In den anderen Regionen ist die Prognose nicht so sicher.

Ohnehin aber werden Käufer der Jahreszeitenprognose lernen müssen, wie man die Daten liest. Ein wichtiger Indikator wird sein, ob der Wetterdienst zum Beispiel in Februar, März und April übereinstimmend vorhersagt, dass der Juni besonders warm werde. Windprognosen geben die Daten noch nicht her. "Das versuchen wir als Nächstes", sagt Gerhard Lux.

© SZ vom 21.02.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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