Luftverschmutzung:Spürhunde auf dem Fahrrad

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Britische Forscher haben Fahrradkuriere mit Schadstoffsensoren und GPS-Systemen ausgestattet. Die Radler messen nun während der Arbeit nebenbei die Luftverschmutzung in den Straßen von Cambridge.

Markus C. Schulte von Drach

Forscher der University of Cambridge nutzen einen ungewöhnlichen Weg, um die Luftverschmutzung in der Universitätsstadt zu untersuchen: Sie haben Fahrradkuriere mit Sensoren sowie einem GPS-System ausgestattet, die ihre Daten drahtlos über Bluetooth an das Handy der Boten senden, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Britische Forscher nutzen Fahrradkuriere, um Schadstoffe aufzuspüren. (Foto: Foto: AP)

Die Mobiltelefone schicken die Informationen dann an Server im Labor der Wissenschaftler, wo sie ausgewertet werden.

Dieser Einsatz bereits bestehender Ressourcen in Form der Fahrradkuriere spart Zeit und Geld. Und die Forscher gehen davon aus, dass die aufgenommenen Daten das Stadtgebiet ausreichend abdecken werden.

Die Boten "fahren wie immer durch die Stadt und wir erhalten die Daten über das Mobilfunknetz", erklärte Eiman Kanjo von der Cambridge Universität dem britischen Magazin. "Wir können auf diese Weise herausfinden, welcher Luftverschmutzung die Menschen wo ausgesetzt sind."

Genaue Informationen über die Verteilung der Schadstoffe in den Städten könnten Politikern helfen, unabhängig von technischen Maßnahmen an den Autos selbst die Belastung zu verringern, indem zum Beispiel Verkehrsströme anders geleitet werden. Schließlich hängt die Konzentration der Schadstoffe in der Luft unter anderem von Faktoren wie der Struktur der Straßen und Häuser, dem Verhalten der Fahrer und den örtlichen Wetterbedingungen ab.

Vor diesem Hintergrund halten die Computerwissenschaftlerin Kanjo und ihre Kollegen den Einsatz von kleinen, mobilen Sensoren, die von den Verkehrsteilnehmern selbst getragen werden, für besonders sinnvoll. Dies könnte "eine deutlich verbesserte Möglichkeit sein, Luftverschmutzung und gefährliche Stoffe aufzuspüren und zu beobachten", stellt Kanjo auf ihrer Homepage fest.

Bislang erhalten die britischen Forscher Daten zu Kohlenmonoxid, Stickstoffoxid und Stickstoffdioxid. Demnächst sollen die Verschmutzungssensoren in einer verbesserten Version, die auch Kohlendioxid aufspüren kann, zum Einsatz kommen.

Nicht nur die Fahrräder der Kuriere, sondern auch Jacken oder Taschen jedes Fußgängers könnten mit einem solchen Sensor ausgestattet werden, erklärte Kanjo dem New Scientist. Die Forscher denken etwa an Politessen, die in der Stadt unterwegs sind.

Mit Hilfe verbesserter Systeme wollen die Forscher nun in Zukunft auch versuchen, einen Zusammenhang zwischen den Symptomen von Asthmapatienten und der Luftverschmutzung, der sie zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgesetzt sind, zu überprüfen.

Die Studien der Forscher finden im Rahmen des " Message"-Projektes statt, an dem neben der Cambridge University auch das Imperial College London sowie die Universitäten von Leeds, Newcastle und Southampton sowie verschiedene Verkehrs- und Technologieunternehmen beteiligt sind. Ziel des Projektes ist es, Wege zu finden, wie sich der Einfluss des Verkehrs auf die Umwelt mit Hilfe möglichst billiger Sensoren messen lässt.

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