Leben mit Aids:13 Jahre mehr

Die Lebenserwartung Aids-Kranker hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Mit Behandlung können HIV-Infizierte sogar alt werden. Doch eines fehlt immer noch: ein Impfstoff zur Prävention.

Ch. Heinrich

Die Lebenserwartung von HIV-Infizierten und Aids-Kranken ist stark gestiegen. Wer sich im Alter von 20 Jahren ansteckt, wird heutzutage durchschnittlich 49 Jahre alt. Das sind 13 Jahre mehr als noch 1996, berichten Wissenschaftler von der British Columbia University in Vancouver ( Lancet, Bd. 372, S. 293, 2008).

Die Diagnose HIV-positiv ist heutzutage kein sofortiges Todesurteil mehr - zumindest nicht in Ländern mit guter medizinischer Versorgung. (Foto: Foto: AP)

Bekommt ein Infizierter sofort eine wirksame Therapie, beträgt seine Lebenserwartung sogar 63 Jahre. Ihm fehlen damit noch etwa 20 Jahre zur durchschnittlichen Lebenserwartung in der Bevölkerung. "Die Fortschritte zeigen, dass sich Aids von einer tödlichen zu einer chronischen Krankheit entwickelt hat", schreiben die Forscher, die 14 Einzelstudien mit mehr als 43.000 Patienten ausgewertet haben.

Zurückzuführen sei die gestiegene Lebenserwartung auf die Verbesserung der Therapie. Aids lässt sich zwar noch immer nicht heilen, eine Kombination mehrerer Medikamente kann die Immunschwächekrankheit aber wirksam eindämmen.

Erneute Grundlagenforschung

Das bestätigt auch Johannes Bogner, Leiter der Aids-Ambulanz an der Universität München: "Wenn heute ein Patient mit HIV-Infektion in die Ambulanz kommt, sage ich ihm, dass es gar nicht unwahrscheinlich ist, dass er 75 Jahre alt wird."

Die Entwicklung eines Aids-Impfstoffs steckt dagegen in der Krise. Nach mehreren schweren Rückschlägen haben Forscher in den USA eine radikale Wende zurück zur Grundlagenforschung eingeläutet.

Das Nationale Institut für Infektionskrankheiten, NIAID, das 80 Prozent der weltweiten Ausgaben für die Suche nach einem HIV-Impfstoff verantwortet, werde sich künftig stärker auf die Klärung grundlegender Fragen im Labor konzentrieren, sagte Institutschef Anthony Fauci. Klinische Studien an Patienten sollten erst einmal zurückgestellt werden.

© SZ vom 26.07.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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