Lagerung von Atommüll:Höllische Mixtur in Stahl und Salz

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Vulkanischer Tuff, Granit und Salzstöcke: Wie der Abfall von Nukleartechnologie gelagert wird und warum dabei Wasser große Gefahr bedeuten kann.

Christopher Schrader

Erschreckend, was wenige Wochen in einem Kernreaktor aus Uran machen. In einem frischen Brennelement eingeschlossen, ist das Schwermetall relativ harmlos. Doch sobald es der Strahlung im Reaktorkern ausgesetzt war, verwandelt sich der Inhalt der Brennstäbe in eine höllische Mixtur.

Salzstock in Gorleben (Foto: Foto:)

Es entstehen hochradioaktive Stoffe: einerseits Verwandte des Urans wie das Plutonium, andererseits sogenannte Spaltprodukte aus Jod, Cäsium, Strontium oder Technetium. Die Halbwertszeiten der strahlenden Atomsorten liegen zwischen wenigen Minuten und Millionen von Jahren.

In allen Staaten, die Nukleartechnik nutzen, ist es darum Konsens, Abfälle aus Kernkraftwerken dauerhaft aus dem Verkehr zu ziehen. Doch ein Endlager für solchen hochradioaktiven Atommüll ist nirgends in Betrieb. In der Regel werden dafür tief gelegene, stabile geologische Strukturen ausgesucht.

In Deutschland ist lange Zeit der Salzstock in Gorleben auf seine Eignung geprüft worden, im Augenblick ruht das Verfahren. Der amerikanische Standort Yucca Mountain besteht aus vulkanischem Tuff, die Finnen setzen in Olkiluoto auf Granit, Schweiz und Frankreich prüfen auch Tonschichten auf ihre Eignung.

Wenn Standorte zu Kampfbegriffen werden

In jedem Fall muss sichergestellt werden, dass die Lagerstätten nicht von Erdbeben gefährdet sind. Außerdem soll es keine Transportwege nach außen geben: Wenn Wasser eindringen kann, darf es nie wieder abfließen. Auf die Festigkeit der Transportbehälter wollen sich die Planer dagegen nicht verlassen.

Im Lauf der Jahrtausende, wenn die Menschheit womöglich schon längst vergessen hat, was unter ihren Füßen liegt, könnten die Stollen einbrechen.

Die Namen der geplanten Standorte sind zu politischen Kampfbegriffen geworden, weil nicht nur die Anwohner die Sicherheit der Lager in Zweifel ziehen. In Deutschland argumentieren Bürgerinitiativen vor allem mit Vorkommnissen in den Lagern Asse in Niedersachsen und Morsleben in Sachsen-Anhalt. Beide Salzstöcke haben schwach- und mittelaktive Abfälle aufgenommen, bei beiden ist das Einlagern aber gestoppt worden, unter anderem weil Salzwasser in die Gruben eindringt.

In einem deutschen Endlager müssten zwei Arten von hochradioaktivem Müll untergebracht werden. Zum einen müssten seit 2005 alle abgebrannten Brennelemente direkt eingelagert werden.

Zum anderen muss Deutschland aus Frankreich und Großbritannien noch etwa 1500 sogenannte Glaskokillen in gut 50 Castoren des jetzt beanstandeten Typs zurücknehmen; weitere 2100 stehen bereits in 75 Behältern in einem Zwischenlager in Gorleben. Die mit Stahl ummantelten Kokillen enthalten Rückstände aus der Wiederaufarbeitung der Brennstäbe, die in Glas eingegossen wurden.

© SZ vom 29. April 2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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