Am Anfang war Terragen. Es schuf Täler, Seen und Wolken. Terragen folgte zwei Prinzipien: Es sollte "die Schönheit der Natur reproduzieren" und "den maximal möglichen Grad an Realismus erreichen".
So funktioniert die Schöpfungsgeschichte im Computer und noch vor ein paar Jahren brauchten die Rechner vielleicht auch die biblischen sieben Tage, um ihre Welt fertig zu stellen.
Programme wie Terragen haben eigentlich die Aufgabe, Landkarten zu interpretieren. Sie müssen codierte Informationen auf Karten lesen können, also etwa Höhenlinien, topografische Daten, und diese dann in dreidimensionale Landschaften umrechnen. Sie dienten ursprünglich militärischen Zwecken.
Der spanische Fotograf Joan Fontcuberta hat das Programm in seiner Serie "Landscapes without memory" (Kunstband bei Schaden.com, 55 Euro) betrogen, wie er sagt. Denn Terragen rechnet jedes Anfangsbild in die Ansicht einer plastischen Welt um, und Fontcuberta fütterte Terragen mit Daten moderner Landschaftsgemälde.
Das Programm übersetzte Konturen und Farben der Werke von Henri Rousseau, Salvador Dalí oder Caspar David Friedrich in Berge und Täler. In einer zweiten Serie interpretierte Terragen fotografierte Körperausschnitte: Hautfurchen mutierten zu zerklüfteten Fjorden. Die Landschaften ähneln sich.
Es sind menschenleere, romantische Regionen, Postkartenidyllen ähnlicher als existierenden Orten. Fontcuberta nennt sie Landschaften ohne Erinnerung, ohne Geschichte, nie wurden sie Zeuge eines Ereignisses.
Der Künstler wollte damit auch zeigen, dass Technik, unabhängig von ihren spektakulären Ergebnissen, durch die Vorgaben ihrer Macher limitiert ist. Man kann Terragen im Internet herunterladen ( www.planetside.co.uk) und selbst seine 3-D-Welten erschaffen.
Man muss dafür nur die Wasser-Land-Himmel-Verteilung festlegen, sich für flaches Gelände oder steiles Terrain mit vielen Cañons entscheiden und die Lichtstimmung wählen. Was dabei möglich ist, ist zum Beispiel auf www.terradreams.de zu sehen.