Kohlendioxid:Nachschub für das Treibhaus

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In den vergangenen zehn Jahren ist die Kohlendioxid-Emission um 22 Prozent gestiegen. Und 2007 haben die Menschen so viel davon freigesetzt wie nie zuvor.

Christopher Schrader

Die Menschen haben im Jahr 2007 so viel Kohlendioxid freigesetzt wie noch nie in ihrer Geschichte. 36,5 Milliarden Tonnen von dem Treibhausgas wurden ausgestoßen, das ist eine Steigerung um 2,8 Prozent gegenüber 2006.

Vier Fünftel des CO2 entstehen bei der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. (Foto: Foto: ddp)

In den vergangenen zehn Jahren ist die Emission damit um 22 Prozent gestiegen, wie aus der Kohlenstoff-Bilanz des Global Carbon Project hervorgeht, die am Freitag veröffentlicht wird. Vier Fünftel des CO2 entstehen bei der Verbrennung der fossilen Energierohstoffe Kohle, Öl und Gas.

Der Rest wird vor allem durch Veränderungen der Landnutzung freigesetzt, also dem Roden von Wäldern. Einen kleinen, oft vergessenen Beitrag leistet die Zementindustrie. Wenn sie den Betongrundstoff aus Kalziumkarbonat herstellt, gelangt ganz ohne Verbrennung Kohlendioxid in die Atmosphäre.

Sorgen macht den Forschern, dass die CO2-Emission inzwischen über dem pessimistischsten Wert liegt, den der Weltklimarat IPCC in seinem jüngsten Bericht angenommen hatte.

Das Gremium hatte sechs Szenarien berechnet, wie sich die Welt entwickelt, und die Welt übertrifft zurzeit das Szenario mit den höchsten Emissionen. Dafür hatten die IPCC-Forscher eine Temperatursteigerung bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,4 bis 6,3 Grad Celsius vorausgesagt.

Von dem freigesetzten Treibhausgas sind der Kohlenstoff-Bilanz zufolge im Jahr 2007 etwa 47 Prozent in der Atmosphäre geblieben, 53 Prozent wurden von Ozeanen und Pflanzen an Land gebunden. Diese Fähigkeit der Natur, den Anstieg der CO2-Werte abzupuffern, nimmt langsam ab, wie die Wissenschaftler vom Carbon Project vorrechnen.

Während Meer und Biosphäre in den 1960er- bis 1990er-Jahren im Mittel 57 Prozent des freigesetzten CO2 absorbierten, liegt dieser Durchschnitt seit dem Jahr 2000 bei 54 Prozent. Darum steigt der Gehalt an Kohlendioxid immer schneller. Aktuell erreicht er Werte um 385ppm (Teilchen pro einer Million Luftteilchen); vor der Industrialisierung lag er bei 280 ppm.

Zudem setzen zunehmend Entwicklungs- und vor allem Schwellenländer wie China und Indien Kohlendioxid frei. Der neuen Bilanz zufolge stammen nur 47 Prozent des Treibhausgases aus Staaten, denen das Kyoto-Protokoll Beschränkungen auferlegen sollte. Die anderen Länder stoßen seit 2005 mehr als die Hälfte des freigesetzten CO2 aus. Da war der Vertrag nach langen Verzögerungen gerade erst in Kraft getreten.

© SZ vom 26.09.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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