Klon-Fälscher Hwang:Erfolgreicher Jungfernzeuger

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Dass die Stammzellen aus dem Labor des Südkoreaners Hwang aus einem Menschen-Klon stammten, war gelogen. Doch dafür ist dem Tierarzt offenbar eine andere Pionierleistung gelungen.

Hanno Charisius

Er ist erst als Klonforscher, dann als Klonfälscher berühmt geworden. Der südkoreanische Tierarzt Hwang Woo Suk kann nun doch noch eine wissenschaftliche Pionierleistung für sich verbuchen.

Klonfälscher Hwang Woo Suk. (Foto: Foto: AP)

Die Stammzellen aus seinem Labor stammten zwar nicht, wie behauptet, aus einem geklonten menschlichen Embryo. Das haben Untersuchungen bereits vor mehr als einem Jahr widerlegt.

Ein neuer Labortest hat jetzt jedoch gezeigt, dass die im Jahr 2004 von Hwang präsentierten Zellen einer künstlich zur Teilung angeregten unbefruchteten Eizelle entstammten.

Die Analyse habe ergeben, dass die Zellen aus Südkorea ihren Ursprung in einem durch Parthenogenese entstandenen Embryo haben, schreiben Forscher um George Daley vom Children"s Hospital in Boston, Massachusetts, im Fachjournal Cell Stem Cell (online). Damit sei den Südkoreanern dieses Verfahren vermutlich zum ersten Mal bei menschlichen Zellen gelungen.

Parthenogenese ist eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung. Bei dem auch als Jungfernzeugung bezeichneten Vorgang entstehen Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen. Im Tierreich kommt sie bei verschiedenen Arten gelegentlich vor, beim Menschen ist sie noch nie beobachtet worden.

Im Sommer vergangenen Jahres hatten italienische Forscher berichtet, dass sie erstmals embryonale Stammzellen aus einer unbefruchteten Eizelle gewonnen hatten, der sie zuvor durch künstliche chemische Signale eine Befruchtung vorgegaukelt hatten.

Daraufhin hatte die Eizelle mit der Teilung begonnen. Aus dem entstandenen Quasi-Embryo haben die Forscher nach einigen Tagen Stammzellen gewinnen können. Nach George Daleys Ergebnissen wären die Italiener die zweite Arbeitsgruppe nach Hwang gewesen, die Stammzellen aus einem Parthenoten gewinnen konnte.

Hoffnung auf Stammzellen als Ersatzmaterial

Stammzellen, so die Verheißung, sollen künftig neue Behandlungsmethoden ermöglichen, weil sie sich in fast jedes Gewebe des Körpers verwandeln können. Als Ersatzmaterial für kranke Zellen könnten sie, so die Hoffnung der Forscher Leiden wie Parkinson, Alzheimer oder Diabetes heilen helfen und zerstörte Organe wiederherstellen.

Die wandlungsfähigen Zellen können aus verschiedenen Quellen stammen. Zum einen lassen sie sich aus Reagenzglas-Embryonen gewinnen, die bei der künstlichen Befruchtung übrig geblieben sind und bei der Stammzellenentnahme zerstört werden.

Einen weiteren Weg zu embryonalen Stammzellen soll einmal das so genannte therapeutische Klonen eröffnen. Dazu wird der Kern einer Körperzelle in eine leere Eizelle verpflanzt. Nach chemischer Aktivierung der Zellteilung entsteht aus diesen Konstrukten in seltenen Fällen ebenfalls ein Embryo, dem sich Zellen entnehmen lassen. Diese Stammzellen wären maßgeschneidert für den Spender der Körperzelle, etwa für einen Patienten, der Ersatzgewebe benötigt.

Das hatte Hwang 2004 fälschlicherweise für seine Gruppe in Anspruch genommen. Es wären die ersten geklonten menschlichen embryonalen Stammzellen gewesen. Bis heute ist das keinem Wissenschaftler gelungen.

Die dritte Variante zur Stammzellerzeugung ist die Parthenogenese im Labor. Dabei entsteht ein Embryo, dessen Stammzellen maßgeschneidert für die jeweilige Eizellspenderin sind. Genau das scheint Hwang im Jahr 2004 tatsächlich erstmals gelungen zu sein. Nicht bekannt ist, ob es beabsichtigt geschah oder nur das Ergebnis eine Experimentierfehlers gewesen ist.

Parthogenese unter natürlichen Bedingungen fraglich

Unklar ist auch, ob daraus auch ein ganzer Mensch erwachsen könnte. Ob es beim Menschen unter natürlichen Umständen, also im Bauch einer Frau und nicht in einer Laborschale voller Chemikalien zu einer Parthenogenese kommen kann, ist durch diese Experimente ebenfalls nicht bewiesen.

Mit ihrer genetischen Analyse lasse sich künftig die Herkunft von Stammzellen klären, sagt Daley. Je nach Ursprung fänden sich im Erbgut der Stammzellen genetische Besonderheiten. Daley sieht in der künstlichen Parthenogenese einen wichtigen Weg, um einmal genetisch maßgeschneiderte Stammzellen für Patientinnen gewinnen zu können.

Aus diesen Stammzellen gezüchtetes Ersatzgewebe würde vom Organismus der Empfängerin nicht abgestoßen. Dies könnte zumindest für Frauen künftig eine Hilfe sein. Männer könnten auf diesem Wege keine individuelle Zelltherapie bekommen.

© SZ vom 3.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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