In Deutschland ist es wärmer geworden - auch nach amtlichen Erkenntnissen. Verglichen mit 1901 liege die Temperatur heute um 0,9 Grad höher, gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Berlin bekannt.
Und es wird noch wärmer: Nach Auffassung der Wetterbehörde dürfte der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten vor allem das Leben in den Städten verändern. Stadtbewohner müssten besonders unter zunehmender Hitze im Sommer leiden - mit gravierenden Folgen.
"Die erwartete Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen kann zu einer großen Anzahl von Todesfällen führen", sagte DWD-Präsident Wolfgang Kusch. Auch die Zahl der Hautkrebserkrankungen könnte durch stärkere UV-Strahlung zunehmen.
Und während die Schneefallgrenze in vielen Gegenden nach oben wandere, dürfte der Tourismus an den deutschen Küsten von steigenden Temperaturen profitieren, hieß es bei der Wetterbehörde. "Man muss nicht mehr nur nach Mallorca fahren, wenn man schön baden möchte", sagte der Klimaexperte des Amtes, Paul Becker. Mancherorts aber werde die gute Ernte für Bauern zur Ausnahme.
Zuletzt häuften sich die Extremjahre: Das Jahrzehnt zwischen 1990 und 1999 war das wärmste des vergangenen Jahrhunderts. Das Jahr 2000 war das wärmste seit Beginn der flächendeckenden Temperatur-Aufzeichnungen.
Regen wird seltener, aber heftiger
In zehn der 15 vergangenen Jahre fiel aber auch überdurchschnittlich viel Regen. Der werde künftig öfter als Starkregen fallen - also seltener, dafür dann aber umso heftiger.
Allerdings ist nicht ganz Deutschland gleichermaßen betroffen: Vor allem West- und Süddeutschland verzeichne mehr Regen, der Nordosten dagegen weniger.
Dort sind auch die Temperaturen weniger stark gestiegen als etwa im Südwesten der Republik. Der Wetterdienst wolle nun verstärkt die Folgen des Klimawandels untersuchen, hieß es.
In einem neuen Bündnis wollen die großen Kirchen zusammen mit mehr als 40 Umwelt- und Entwicklungsverbänden gegen den Klimawandel angehen. Dies sei ein Gebot der Gerechtigkeit, sagte Weihbischof Bernd Uhl, Vorsitzender des Ökologie-Arbeitskreises der Deutschen (katholischen) Bischofskonferenz, bei der Vorstellung des neuen Bündnisses in Berlin. Vor allem ärmere Länder, aber auch künftige Generationen seien besonders betroffen, mahnte Uhl.
Auf internationaler Ebene stocken dagegen die Bemühungen. Wenige Wochen vor dem G-8-Gipfel im deutschen Ostseebad Heiligendamm, der sich unter anderem mit dem Klimawandel befassen soll, ist unklar, ob die Industriestaaten eine gemeinsame Linie dazu finden werden.
Wirtschafts-Staatssekretär Bernd Pfaffenbach, der für die Bundesregierung die G-8-Vorverhandlungen führt, nannte den Klimaschutz "eine meiner härtesten Verhandlungsfronten". Von dem Gipfel soll zumindest ein Signal für die Zeit nach 2012 ausgehen, wenn das Kyoto-Abkommen zum Klimaschutz nicht mehr gilt.
Das Bundesentwicklungsministerium kündigte eine deutliche Erhöhung der Mittel an, mit denen Deutschland in den Entwicklungsländern den Kampf gegen den Klimawandel unterstützen will. Im Rahmen des Aktionsprogramms "Klima und Entwicklung" sollen im Jahr 2008 rund 710 Millionen Euro eingesetzt werden, kündigte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) an.
Bisher seien für dieses Ziel pro Jahr 520 Millionen Euro vorgesehen. Die höheren Mittel sollen unter anderem für den Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika eingesetzt werden.