Kalifornien:Der "Boss" ist das beste Roboter-Auto

Lesezeit: 2 min

Ein Rennen und eine Vision der automobilen Zukunft: In Kalifornien treten Autos ohne Fahrer gegeneinander an. Nach 60 Meilen Stadt-Parcours siegt ein Auto, das früher ein normaler Chevrolet war.

Christopher Schrader

Am Ende haben es die Favoriten unter sich ausgemacht. Sieger des Wettrennens der Roboter-Autos in Kalifornien ist das Fahrzeug der Carnegie Mellon University (CMU) geworden, ein schwarzer Chevrolet-Geländewagen mit dem Spitznamen "Boss".

Sensoren auf dem Dach und an den Stoßstangen und etliche Computer im Kofferraum: Der "Boss", das Siegerauto der Carnegie Mellon University (CMU), war in seinem früheren Leben ein normaler Chevrolet-Geländewagen. (Foto: Foto: Christopher Schrader)

Die Forscher hatten ihn mit Dutzenden Sensoren auf dem Dach und an den Stoßstangen und etlichen Computern im Kofferraum aufgerüstet, damit er Aufgaben erfüllen kann, die in den USA üblicherweise von 15-jährigen bei ihrer Führerscheinprüfung verlangt werden.

Der Leiter des Teams, William "Red" Whittaker, konnte bei der Siegerzeremonie in Victorville nordöstlich von Los Angeles einen überdimensionalen Scheck über das Preisgeld von zwei Millionen Dollar entgegen nehmen.

Zweiter ist das Roboterauto der Stanford University geworden, ein blauer VW-Passat-Kombi mit Namen "Junior". Sebastian Thrun, Informatik-Professor an der Hochschule, nahm einen Scheck über eine Million Dollar entgegen.

Thrun ist gebürtiger Deutscher, hat aber inzwischen die amerikanische Staatsangehörigkeit angenommen. Zu seinem Team gehörten auch deswegen viele Deutsche, weil der Autohersteller Volkswagen das Team intensiv unterstützt hat.

Für den Drittplatzierten, einen rot-silber lackierten Ford-Geländewagen von der Virginia Tech University mit Namen "Odin", gab es eine halbe Million Dollar. Diesen Ausgang hatten bereits am Samstag, direkt nach dem Rennen, viele Teams und Beobachter erwartet.

Veranstalter des Roboter-Wettrennens war die amerikanische Militärforschungsagentur Darpa. Sie hatte bereits 2004 und 2005 ähnliche Wettbewerbe ausgerichtet, bei denen Roboterautos auf abgesperrten Pisten durch die Wüste fahren sollten. 2004 hatte das kein Auto geschafft, 2005 hatte Stanford vor zwei Autos der CMU gewonnen.

Diesmal mussten die Roboter 60 Meilen (96 Kilometer) auf einem abgesperrten Kurs auf einer ehemaligen Luftwaffenbasis zurücklegen, sich dabei miteinander und mit von professionellen Fahrern gesteuerten Autos auseinandersetzen und die Regeln des Straßenverkehrs beachten. Das war noch niemals probiert worden, auch im Qualifikationstraining mussten die Roboter ihre Aufgaben ungestört von anderen autonomen Fahrzeugen bewältigen. Im Rennen waren jedoch alle Fahrzeuge auf verschiedene Routen programmiert worden, sodass sie sich auf dem Kurs immer wieder begegneten.

Störfaktor Großbildleinwand

Red Whittakers Team hatte schon die vorigen Wettbewerbe mit großem Ehrgeiz und enormem Budget bestritten und die Niederlagen nur grummelnd verwunden. Diesmal hatte seine Mannschaft Unterstützung von dem amerikanischen Automobil-Konzern General Motors und dem deutschen Zulieferer Continental. Sein Auto hatte nach dem Training im Prinzip die Pole-Position, musste dann aber wegen eines technischen Defekts beim Start fast das ganze restliche Feld von zehn Robotern vorbeilassen.

Eine Großbildleinwand für die Zuschauer, die neben dem "Boss" aufgestellt worden war, hatte sämtliche GPS-Empfänger in dem Chevrolet gestört. Die etwa 25-minütige Verzögerung wurde dem Team daher nicht zugerechnet. Da der CMU-Roboter am Ende nur wenige Minuten nach dem Stanford-Auto angekommen war, das als Erstes über die Ziellinie erreicht hatte, war allen Konkurrenten klar, dass er die Strecke wohl am schnellsten bewältigt hatte.

Die Darpa konnte den Sieger jedoch nicht am Samstag bekannt geben, weil die Organisatoren noch eventuelle Verkehrsverstöße auswerten wollten. Nach den Worten des Darpa-Leiters Tony Tether gab es jedoch bei den sechs Autos, die den Kurs vollendet hatten, keine gravierenden Verstöße und keine Situationen, in denen ihr Verhalten als Sicherheitsrisiko gelten musste. So zählte am Ende für die Wertung im Wesentlichen die Zeit.

Ein ausführlicher Bericht folgt am Dienstag in der Süddeutschen Zeitung.

© sueddeutsche.de/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: