Internationale Raumstation:Urin-Recycling macht Probleme

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Die ISS soll unabhängiger von der Versorgung durch die Erde werden. Doch die neue Anlage zur Wiederaufbereitung von Urin und Schweiß läuft nicht richtig.

Beim Essen möchte man das Thema vielleicht nicht gerade diskutieren - aber für die Astronauten auf der ISS hängt viel davon ab: Die Urin-Recycling-Anlage funktioniert nicht.

An Bord der ISS wird es voll, wenn die ständige Besatzung und die Astronauten der "Endeavour" sich treffen. (Foto: Foto: Nasa/Reuters)

Damit auf der Internationalen Raumstation Flüssigkeiten wie Urin, Schweiß und das Kondenswasser der Atemluft in Trinkwasser umgewandelt werden kann, hatte das Space Shuttle Endeavour die Aufbereitungsanlage mitgebracht. Mit dem Hightech-Gerät soll die ständige Besatzung der Raumstation weniger abhängig von der Versorgung von der Erde werden.

Doch während der Tests an Bord der Station schaltete sich das System zwei Mal nach zwei Stunden von selbst ab. Normalerweise sollte sie jeweils vier Stunden arbeiten.

Nach einem weiteren Tag mit Versuchen, die 154 Millionen Dollar teure Anlage zu reparieren, lief die Maschine nun zwar länger als bei vorherigen Testläufen. Das Gerät habe sich aber auch diesmal nach dreieinhalb Stunden wieder selbstständig abgeschaltet, berichten US-Medien unter Berufung auf die US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Der derzeitige Kommandeur der ISS, US-Astronaut Michael Fincke, und sein Kollege von der Endeavour Donald Pettit hatten versucht, den Puffer unter einer Zentrifuge am Destillationsteil der Anlage zu entfernen, die nach den Vermutungen eine Verlangsamung und schließlich den Stillstand des Geräts ausgelöst haben. Andere Teile des Aufbereiters scheinen zu funktionieren.

"Sieht so aus, als hätten wir die Sache verbessert", berichtete Fincke dem Kontrollzentrum, "aber wir haben es noch nicht hinbekommen".

Obwohl das System nur stundenweise funktionierte, konnten bei den verkürzten Tests trotzdem mehrere Trinkwasserproben gewonnen werden - wenn auch nicht in der gewünschten Zusammensetzung. Die Experten hatten sich Proben erhofft, die zu 30 Prozent aus umgewandeltem Urin und zu 70 Prozent aus Kondenswasser bestehen. Aber wegen des Problems schrumpfte der "Urinanteil" auf gerade mal zehn Prozent.

Die Proben sollen mit dem Shuttle zur Erde gebracht und dort untersucht werden. Frühestens in drei Monaten könnte in der ISS gewonnenes Wasser dann zum Konsum freigegeben werden. Sie hätten allerdings keine Probleme, schon jetzt einen Schluck zu nehmen, hatten mehrere Astronauten am Freitag erklärt. "Es schmeckt bestimmt so gut wie Wasser schmecken kann."

Unterdessen bereiten sich die Astronauten Stephen Bowen und Robert ''Shane'' Kimbrough auf den vierten und letzten Außeneinsatz an der ISS vor. Sie wollen erneut versuchen, das Gelenk eines der großen Solarpaneele zu reparieren, das sich verklemmt hat. Dann, hofft Fincke, reiche die Energie auf der ISS aus, um ab Mai nächsten Jahres statt der dreiköpfigen ständigen Besatzung wie geplant sechs Astronauten langfristig zu versorgen.

Darüber hinaus soll bei dem Außeneinsatz ein doppeltes Drehgelenk für Solarflügel an einem anderen ISS-Teil gewartet werden. Bisher funktionierte es reibungslos - aber die Nasa will kein Risiko eingehen.

Die Endeavour soll am Donnerstag von der Raumstation ablegen.

© dpa/AP/sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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