Geophysik:Singende Körner

Manche Sanddünen singen, wenn der Wind über sie weht. Allerdings klingen sie nicht alle gleich. Warum sie ein so breites Spektrum wehklagender Laute von sich geben, haben nun französische Wissenschaftler herausgefunden.

Sebastian Herrmann

Sanddünen müssen die Melancholiker unter den Landschaftsformationen sein. Manche dieser Sandhaufen singen nämlich, wenn der Wind über ihre Kanten streift und kleine Lawinen über die Flanken schickt.

Und um ehrlich zu sein, singen Sanddünen weniger, sie klagen vielmehr. Manche stöhnen auch, andere ächzen oder hören sich an, als würde der Wüstenwind durch ein Didgeridoo jammern.

Warum Sanddünen aber ein so breites Spektrum wehklagender Laute von sich geben, das war bislang nicht ganz klar.

Nun berichten Physiker um Simon Dagois-Bohy von der Pariser Diderot-Universität im Fachblatt Geophysical Research Letters, dass die Größe der Körner und die Zusammensetzung des Sands den Klang der Dünen prägen.

Die Forscher sammelten Sandproben von zwei singenden Dünen: Die eine befindet sich in Marokko und klagt mit einer Frequenz von 105 Hertz, über die andere streift der Wüstenwind Omans und erzeugt Töne zwischen 90 und 150 Hertz.

Im Labor zeigte sich, dass die Sandkörner aus Oman, anders als die in der Probe aus Marokko, unterschiedlich groß waren - deshalb erzeugte die Düne von der Arabischen Halbinsel verschiedene Töne. Sortierten die Physiker die Sandkrümel aus Oman, sodass der künstliche Laborwind schließlich über Sand von homogener Körnung strich, erzeugte das einen Ton ohne große Variation.

© SZ vom 30.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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