Genpflanzen mit integriertem Gift:Käfertod als Nebeneffekt

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Pflanzen mit gentechnisch eingebautem Schädlingsgift sollen das Versprühen von Insektiziden überflüssig machen. Doch den Genpflanzen fallen auch nützliche Insekten zum Opfer.

Wiebke Rögener

Leiden harmlose oder sogar nützliche Insekten wie Bienen unter dem Gift aus dem Bakterium Bacillus thuringensis (Bt), das gentechnisch in Nutzpflanzen eingebaut wird?

Baumwollfeld in Afrika: Vor- und Nachteile von Gentech-Feldern (Foto: Foto: AFP)

Dieser Frage sind jetzt US-Wissenschaftler in einer Meta-Analyse nachgegangen, bei der sie 42 Feldversuche überprüften ( Science, Bd. 316, S.147, 2007). Das Ergebnis hängt demnach davon ab, mit welchen Anbauflächen man die Gentech-Äcker vergleicht

Wenn Mais- oder Baumwollfelder, auf denen Bt-Pflanzen wachsen, mit Anbauflächen verglichen werden, auf denen die Farmer Insektizide sprühen, sind die Gentech-Felder im Vorteil: Etliche unschädliche Insektenarten werden durch das Sprühen stärker dezimiert als durch das eingebaute Bt-Toxin, so die US-Forscher.

Im Vergleich zu Feldern, auf denen keine Insektizide eingesetzt werden, schnitten die Felder mit Bt-Pflanzen jedoch oft schlechter ab. Zumindest beim Mais überwiegt demnach der Schaden der Gentechnik für harmlose Insekten.

Auch in Deutschland kamen Studien, die die Wirkung von Bt-Pflanzen auf Nichtzielorganismen untersuchten, zu unterschiedlichen Ergebnissen. So fanden Forscher der RWTH Aachen keine Hinweise dafür, dass Bt-Mais die Häufigkeit von Schmetterlingen, Zikaden oder Laufkäfern beeinflusst.

Auch Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft (BBA) Kleinmachnow entdeckten keine Veränderungen in der Insektenfauna, die eindeutig auf Bt-Mais zurückzuführen waren ( ForschungsReport 1/2006, S. 8).

Forscher der BBA in Braunschweig stellten dagegen fest, dass Bt-Mais beispielsweise die Entwicklung der Trauermücken verzögert - eine Insektenfamilie, deren Larven die Rückstände der Maispflanzen nach der Ernte zersetzen. Freilandversuche dazu sind noch nicht abgeschlossen. Allerdings ist unklar, ob sich dabei ein möglicher Effekt des Bt-Gifts überhaupt zeigen kann.

Vergleiche, die Bt-Pflanzungen nur Insektizid-behandelten Feldern gegenüberstellen, findet Versuchsleiter Wolfgang Büchs wenig aussagekräftig, denn bei Bt-Pflanzen seien Insekten die ganze Vegetationsperiode dem Gift ausgesetzt. "Insektizide werden dagegen gezielt ausgebracht und wirken nur für eine begrenzte Zeit." Man müsse daher auch unbehandelten Mais zum Vergleich mit heranziehen.

© SZ vom 9.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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