Gefahr durch Epo:Doping für den Krebs

Das künstlich hergestellte Hormon Epo wird vielen Krebspatienten verabreicht, um Blutarmut zu verhindern. Doch bei Schwerkranken steigert das auch als Dopingmittel bekannte Medikament offenbar das Sterberisiko.

Hanno Charisius

Das Medikament Epo wird vielen Krebspatienten verabreicht, um Blutarmut zu verhindern. Doch das künstlich hergestellte Hormon, das die Bildung neuer roter Blutkörperchen anregt und deshalb auch als Dopingmittel beliebt ist, steigert das Sterberisiko der Schwerkranken offenbar statt es zu mindern.

Medikamente mit dem Wirkstoff Erythropoietin sind für Schwerkranke offenbar gefährlich. (Foto: Foto: dpa)

Mediziner um Charles Bennett von der Northwestern University in Chicago und Michael Henke von der Universität Freiburg haben die Daten von 51 veröffentlichten Studien über Epo in der Krebstherapie ausgewertet, an denen insgesamt 13.611 Patienten beteiligt waren.

Diejenigen, die mit Epo oder der ähnlichen Substanz Darbepoetin behandelt wurden, hatten ein um zehn Prozent erhöhtes Sterberisiko. Außerdem stieg die Wahrscheinlichkeit von Blutgerinnseln in Beinen und Lungen um 57 Prozent, berichten die Forscher in Jama (Bd.299 S.914, 2008).

Viele Krebszellen tragen, so wie die meisten anderen Zellen des Körpers auch, Epo-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche. Diese fangen das Hormon ein und geben ein Signal ins Zellinnere weiter.

Bei Krebszellen werde dadurch ein Überlebensmechanismus aktiviert, sagt Henke, darauf deuteten Laboruntersuchungen hin. Außerdem ist bekannt, dass der Wirkstoff die Bildung von Blutgefäßen anregt und somit die Versorgung des Tumors sicherstellt.

"Wir wissen, dass sich mit Epo-Präparaten eine Bluttransfusion vermeiden lässt. Aber ich habe Bedenken, diese Mittel einzusetzen", sagt Charles Bennett. Zwar haben die Zulassungsbehörden den Einsatz als sicher bewertet. "Aber unsere Ergebnisse bestätigen das nicht", warnt Henke.

Die Befunde wiesen darauf hin, dass Epo und verwandte Medikamente "das Krebswachstum anregen". Ob dies für sämtliche Tumorarten gilt oder nur für bestimmte, muss noch untersucht werden.

© SZ vom 27.02.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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