Frage der Woche:Erkältet? Oder doch nur ein Schnupfen?

Lesezeit: 4 min

Jedes Jahr das alte Leid: Die Nase läuft, der Hals kratzt und manchmal fallen wir mit 40 Grad Fieber ins Bett. Aber was haben wir nun eigentlich? Und wer oder was ist schuld?

Markus C. Schulte von Drach

Alle Jahre wieder erwischt es uns - besonders häufig im Herbst und im Winter: Die Nase läuft, manchmal husten wir uns auch noch die Lunge aus dem Hals. Haben wir jetzt "nur" einen Schnupfen, sind wir erkältet oder haben wir gar eine Grippe?

Schnupfen ist häufig nur der Anfang. (Foto: Foto: obs/Roche)

Zuerst einmal: Eine Erkältung wird häufig auch als grippaler Infekt bezeichnet, ist aber keine Grippe.

Und zweitens: Erkältungen gehören zu den häufigsten Infektionen überhaupt. Im Schnitt ist jeder von uns gleich mehrmals im Jahr betroffen - Kleinkinder bis zu zehn Mal. Aber es trifft uns nicht nur im Herbst und Winter. Wir können uns eigentlich jederzeit anstecken.

Erkältungen haben nämlich nicht direkt etwas mit Kälte zu tun - auch wenn der Name einen anderen Eindruck vermittelt. Kälte kann zwar möglicherweise die Verbreitung der Krankheit unterstützen - zum Beispiel weil sich viele Menschen dann häufiger zusammen in schlecht gelüfteten Räumen aufhalten. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Temperatur das Immunsystem beeinflussen kann.

Die eigentlichen Auslöser aber sind Viren.

Schnupfen

Als Schnupfen bezeichnen wir umgangssprachlich die Rhinitis, die Entzündung der Nasenschleimhaut nach einer Infektion mit Viren. Die Folge: Uns läuft die Nase und manchmal ist sie sogar verstopft. Wir müssen häufiger niesen und fühlen uns schlapp. Bleibt es dabei, so handelt es sich um eine leichtere Erkältung.

Husten

Manchmal kommen jedoch Halsschmerzen und Husten dazu. Husten bezeichnet allerdings keine eigene Krankheit, sondern ist lediglich ein Symptom: Aufgrund der Reizung der Atemwege stoßen wir explosionsartig Luft aus, um Fremdkörper oder auch Krankheitserreger loszuwerden.

Die Erkältung

Husten und Halsschmerzen sind ein Zeichen dafür, dass die Viren auch Rachen und Bronchien angegriffen haben. Dann leiden wir unter einer ausgewachsenen, klassischen Erkältung.

Meist beginnt der Husten als trockener Reizhusten, innerhalb von Tagen sondern wir dann Schleim ab: Klar ist er, wenn uns Viren allein überfallen haben, eine gelbgrüne Farbe zeigt an, dass Bakterien hinzugekommen sind.

Weitere mögliche Symptome der Erkältung sind: Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leiden wir nun auch an Fieber.

Haben wir Pech, breiten sich die Erreger weiter aus, etwa in die Stirn- und Nebenhöhlen oder sogar in den Gehörgang, so dass es dort zu manchmal sehr schmerzhaften Entzündungen kommt. Hier liegt eine der Ursachen für die Mittelohrentzündungen bei Kindern.

Die Erreger

Auslöser der Erkältung sind meist Rhinoviren und Adenoviren. Insgesamt gibt es mehr als 200 mögliche Erreger der Rhinitis, was die Entwicklung eines Impfstoffes sehr schwierig macht. Zum Glück gehen Schnupfen und Husten aber meist von selbst vorüber - nach mehreren Tagen sind wir ihn wieder los. Zum Glück vor allem deshalb, weil es gegen Erkältungen keine Medikamente gibt.

Lediglich bei einer sogenannten Superinfektion mit Bakterien, die die erkältungsbedingte Schwächung des Immunsystems ausnutzen, können diese Keime mit Antibiotika bekämpft werden.

Hilfsmaßnahmen

Aber hilflos sind wir nicht. Es gibt Mittel, die die Symptome lindern. Um zum Beispiel das Atmen zu erleichtern, kann man Nasensprays, Nasentropfen (aber nur für zwei bis drei Tage) und Nasenduschen verwenden, Wasserdampf inhalieren. Außerdem sollte man versuchen, sein Immunsystem überhaupt zu stärken. Empfehlenswert ist es darüber hinaus, viel zu trinken und trockene Luft vermeiden, in dem man zum Beispiel feuchte Tücher über die Heizung hängt.

Lässt die Krankheit nach fünf Tagen noch immer nicht nach, steigt das Fieber über 39 Grad oder kommen Hals- oder Ohrenschmerzen oder Schmerzen im Stirnbereich dazu, sollte man allerdings einen Arzt aufsuchen.

Vermeidungsstrategie

Eigentlich gibt es nur drei Möglichkeiten, eine Infektion zu vermeiden:

Erstens: Allen Infektionsrisiken aus dem Weg gehen. Das heißt, infizierte Mitmenschen meiden und alles, was diese berührt haben. Das ist natürlich kaum möglich. Deshalb sollte man zweitens sein Immunsystem fit machen, in dem man seinen Körper mit allen notwendigen Vitaminen und anderen wichtigen Substanzen versorgt. Und drittens sind trockene Schleimhäute besonders anfällig für die Viren. Deshalb: Hals und Rachen feucht halten.

Vorsicht: Grippe

Anders als die Erkältung, die in der Regel glimpflich abläuft, ist die Grippe eine besonders für Kleinkinder und ältere Menschen gefährliche Virus-Infektion. Jedes Jahr im Winter infizieren sich während der "Grippe-Welle" etwa zehn bis 20 Prozent der Bevölkerung. Und allein in Deutschland kostet die Grippe etwa 10.000 Menschen das Leben. In der "Grippe-Saison" 1995/96 starben sogar 30.000 Deutsche nach der Infektion.

Das Risiko ist besonders groß für immungeschwächte oder bereits erkrankte Menschen. Bei diesen kann das Grippe-Virus selbst zum Beispiel zu einer tödlichen Lungenentzündungen führen. Oder aber der Erreger schwächt das Immunsystem so stark, dass Bakterien die Gelegenheit wahrnehmen und den Patienten zusätzlich befallen - mit dann tödlichen Folgen.

Die Auslöser sind Influenza-Viren vom Typ A und B, die ihre Erscheinung ständig verändern, was die Entwicklung eines Impfstoffes erschwerte. Trotzdem steht inzwischen eine Impfung zur Verfügung, die allerdings jedes Jahr aufgefrischt werden muss.

Die Symptome der echten Grippe ähneln denen einer starken Erkältung. Dazu kommen jedoch stärkere Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Schüttelfrost und hohes Fieber bis zu 40 Grad. Auch tritt die Krankheit sehr plötzlich auf und dauert bis zu zwei Wochen. Und die Entkräftung infolge der Infektion kann sogar noch länger anhalten.

Angst vor den gefährlichen Subtypen

Eine besondere Gefahr geht von Grippe-Virus-Subtypen aus, die das Immunsystem gesunder erwachsener Menschen überfordern. So starben zwischen 1918 und 1920 vermutlich mehr als 25 Millionen Menschen weltweit an der Spanischen Grippe, deren Auslöser der Influenzavirus-Subtyp A/H1N1 war. Eine solche Pandemie kann theoretisch jederzeit wieder auftreten.

Sorgen machen den Experten auch Virus-Subtypen wie Influenza A/H5N1, die eigentlich Tiere - in diesem Fall Vögel - befallen. Nach intensivem Kontakt mit Geflügel starben in den letzten Jahren mehr als 150 Menschen nach einer Infektion mit diesem Vogelgrippe-Virus.

Es wird befürchtet, dass sich das Virus mit dem Auslöser der Humangrippe kreuzen könnte. Der dabei entstehende Erreger könnte so infektiös sein wie die gewöhnliche Grippe und so tödlich wie das Vogelgrippe-Virus. Dann bestünde das große Risiko einer Pandemie ähnlich wie 1918.

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