Die Milchstraße:Dicker als gedacht

Unsere Heimat-Galaxie ist doppelt so dick wie bislang angenommen - das berichten australische Forscher. Und um das festzustellen, mussten sie noch nicht einmal durch ein Teleskop schauen.

Man kann sich die Milchstraße als eine aus Sternen bestehende Scheibe mit einem Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren vorstellen. Und bislang war man davon ausgegangen, dass die Dicke der Scheibe zwischen 3000 Lichtjahren in den äußeren Bereichen und etwa 16.000 Lichtjahren im Zentrum beträgt.

Die Milchstraße: Die Milchstraße hat einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren.

Die Milchstraße hat einen Durchmesser von etwa 100.000 Lichtjahren.

(Foto: Grafik: AP/University of Wisconsin)

Doch einer Studie australischer Wissenschaftler zufolge ist sie doppelt so dick wie bislang angenommen.

Um das festzustellen, mussten die Forscher der University of Sydney noch nicht einmal einen besonders großen technischen Aufwand betreiben. Bryan Gaensler und sein Team luden einfach Daten aus dem Internet herunter und analysierten sie mit Hilfe einfacher Tabellen.

Zur Größe der Galaxie existierten zwar gewisse Vorstellungen, erklärt Gaensler. Aber "wir dachten, wir sollten besser mal die Standardzahlen checken, die jedermann benutzt".

Innerhalb weniger Stunden hatten die Forscher ein Ergebnis - und konnten es nicht glauben. "Wir dachten, wir müssten falschliegen, und überprüften die Daten immer wieder", so der Astrophysiker. "Aber wir konnten keinen Fehler finden."

Die Wissenschaftler stützten ihre Analyse auf die Beobachtung sogenannter Pulsare - Sterne, die in einem regelmäßigen Rhythmus Strahlung abgeben. "Bis das Licht dieser Sonnen uns erreicht, tritt es in Wechselwirkung mit Elektronen zwischen den Sternen", sagt Gaensler. Diese Elektronen gehören zum sogenannten WIM (Warm Ionised Medium), einem Teil der interstellaren Gasschicht.

Je nach der Wellenlänge wird das Licht durch das WIM unterschiedlich stark gebremst. Rotes Licht einer Sonne trifft deshalb später bei uns ein als blaues Licht aus derselben Quelle. Anhand der Differenz lässt sich berechnen, wie stark der von den Elektronen ausgelöste Effekt war. Und "kennt man die genaue Entfernung eines Pulsars, dann lässt sich feststellen, wie dicht das WIM ist - und wo es aufhört", erklärt Gaensler. "Und dort ist auch die Galaxie zu Ende."

Im Gegensatz zu früheren Berechnungen seien sie mit ihrer Datenauswahl kritischer gewesen, berichten die Wissenschaftler. So werteten sie lediglich Informationen zu Pulsaren aus, die sich oberhalb oder unterhalb des Zentrums der Milchstraße befinden. Solche, die sich innerhalb der Sternenscheibe befinden, wurden dagegen nicht berücksichtigt.

Im Unterschied zu früheren Studien stellten die Australier fest, dass die Grenzen unserer Galaxie erheblich weiter von ihrem Mittelpunkt entfernt sind als bislang angenommen.

Für einige Kollegen stellen die neuen Daten einen Widerspruch zu den bisherigen Erkenntnissen dar, erklärt Gaensler. "Aber andere sagen: Ah, jetzt passt alles zusammen."

Die Forscher stellten ihre Ergebnisse kürzlich auf einer Konferenz der American Astronomical Society in Austin, Texas, vor.

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