Cebit:Hightech fürs Heimkino

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Sehen Sie noch fern, oder haben Sie schon ein Kino zu Hause? Plasma oder LCD, diese zwei Systeme buhlen auf dem Bildschirmmarkt um die Gunst der Kunden.

Von Michael Lang

Erfahrene Cebit-Besucher haben sich längst an den Anblick der überdimensionalen Bildschirme gewöhnt. Mit jeder Messe werden die digitalen Fernseher noch größer. Der Hersteller Samsung aus Korea zum Beispiel zeigte ein Gerät auf Flüssigkristallbasis (LCD) mit einer Bilddiagonalen von 205 Zentimetern und einen Plasmafernseher mit 259 Zentimetern. Welches System sich bei den Zuschauern durchsetzen wird, ist noch völlig offen.

Ein Wald aus Flachbildschirmen auf der Cebit in Hannover. (Foto: Foto: dpa)

"Ein Systemkampf ist es eigentlich nur für die Hersteller, die entweder nur LCD- oder nur Plasma-Geräte bauen", meint Mike Bolatzky. Er arbeitet beim japanischen Panasonic-Konzern, der ebenfalls beide Systeme anbietet. Konkurrenz im eigenen Haus gibt es aber nicht. So ist es auch bei den anderen Herstellern, die ebenfalls beides offerieren.

Bei ihnen bestimmt die Bildschirmgröße das System: Kleine Fernseher werden mit LCD-Schirmen betrieben, Plasma-Geräte fangen ab einer Bilddiagonalen von 37 Zoll an, das entspricht 107 Zentimetern. Und weil bei den großen digitalen Fernsehgeräten das Hollywood-Format 16:9 obligatorisch ist, steht zugleich auch die Bildbreite von 93 Zentimetern fest.

LCD versus Plasma

Welches System aber ist das bessere für die Freunde der cineastischen Heimunterhaltung? "In einer Größenordnung ab 42 Zoll sind LCD-Fernseher oft doppelt so teuer wie vergleichbare Plasma-Geräte", sagt Bob O'Donnell, Analyst beim amerikanischen Beratungsunternehmen IDC (International Data Corporation).

"Solange es in Deutschland kein hochauflösendes Fernsehen gibt, bringen die digitalen Fernseher keinen wirklichen Vorteil", urteilt er. "Die Bildqualität der guten alten Röhrengeräte sei vielfach besser." In den USA hingegen flimmert das hochauflösende Fernsehen (HDTV) bereits in den Wohnzimmern, weshalb sich dort betuchte Heimkino-Fans mit der neuen Digitaltechnologie eindecken.

Dabei sind die LCD-Geräte Abkömmlinge der Computerflachbildschirme. Sie erzeugen das Bild, indem eine konstante weiße Hintergrundbeleuchtung auf viele kleine quadratische Kammern trifft, die zwischen zwei Glasscheiben angeordnet sind. Diese Kammern enthalten Flüssigkristalle, die je nach Höhe einer angelegten elektrischen Spannung unterschiedlich viel Licht durchlassen. Welchen Farbton dieses Licht hat, bestimmten Filter in den Farben Rot, Grün und Blau, die ebenfalls über eine angelegte Spannung variiert werden.

Flüssigkristalle versus Edelgas

In Plasmafernsehern sind ebenfalls viele kleine Kammern zwischen zwei Glasscheiben angeordnet. In den Kammern befindet sich jedoch ein Edelgas, meist Xenon, das über eine angelegte Spannung gezündet wird. Dabei kommt es zu einer so genannten Plasmaentladung, bei der ultraviolette Strahlung ausgesendet wird. Dieses UV-Licht hat dieselbe Funktion wie der Elektronenstrahl in einem Röhrenmonitor: Es erzeugt das Bild, indem es eine Schicht zum Leuchten bringt, die aus rotem, grünem und blauem Phosphor besteht.

Weil jeder Hersteller eine andere Rezeptur für seine Phosphorfarben verwendet, haben seine Modelle charakteristische Farbtöne. "LCD-Bildschirme sind auf hohe Helligkeit getrimmt, Plasma-Fernseher auf ein hohes Kontrastverhältnis", erklärt Bolatzky. Das treffe auch auf Heimkinoprojektoren zu, fügt er hinzu.

Deshalb können Plasma-Geräte den bewegten Anteil eines Fernsehbildes, sehr gut darstellen. Auch bei Nachtbildern haben sie einen Vorteil gegenüber der LCD-Technik, weil sie ohne helle Hintergrundbeleuchtung auskommen. Noch ein Pluspunkt: Aufgrund des großen Blickwinkels von Plasmageräten, kann der Betrachter auch seitlich sitzen. Beim LCD-Gerät - man kennt das vom Laptop - ist das nicht so gut möglich.

Röhrengeräte behaupten sich

Aber auch LCD-Fernseher habe ihre Vorteile: Sie erzeugen weniger Abwärme und kommen deshalb ohne eine Kühlung aus. Und es kann sich kein Bild in die Phosphorschicht einbrennen, wie das bei älteren Röhrenmonitoren der Fall war und bei Plasmageräten durch Tricks verhindert werden muss. Inzwischen kümmern sich die Hersteller auch darum, den hohen Stromverbrauch zu reduzieren.

Wer bei der Abwägung aller Vor- und Nachteile auf eine Nachfolgertechnik wartet, muss Geduld mitbringen "Ein neues Verfahren entwickelt man nicht in kurzer Zeit", sagt O'Donnell, der davon ausgeht, dass es auch die alten Röhrengeräte noch mindestens zehn Jahre lang geben wird.

© SZ vom 17.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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