Buchrezension:Bis an die Grenzen des Weltalls

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Der Vorläufer dieses Buches erschien im Jahre 1992 unter dem Titel "Safari ins Reich der Sterne" und Helmut Hornung erhielt dafür den Deutschen Jugendliteraturpreis. Doch wir haben inzwischen dazugelernt.

Rudolf Kippenhahn

Im Herbst 1995 entdeckten Schweizer Astronomen als Erste einen Planeten, der einen fernen Fixstern umkreist, inzwischen kennt man hunderte Planeten. In den Jahren von 1999 bis 2006 umkreiste die amerikanische Planetensonde Mars Global Surveyor den Mars und kartografierte seine Oberfläche.

Mit vielen teils farbigen Bildern zeigt der Autor, wie das gegenwärtige Bild vom Weltall gewonnen wurde. (Foto: Foto: Reuters)

So ganz nebenbei zeigte sie, dass eine an ein menschliches Gesicht erinnernde Bergformation kein von Marsbewohnern geschaffenes Denkmal ist, das einigen darüber außer Rand und Band geratenen Sachbuchautoren zu Bestsellerauflagen verholfen hatte. Dann erreichte die Marssonde Mars Odyssee den Planeten und entdeckte Wasser unter seiner Oberfläche.

Die neue Ausgabe mit dem Titel Streifzüge durch das All wendet sich wie die von 1992 an den interessierten Laien, erklärt ihm mit einfachen Worten oft recht komplizierte Zusammenhänge und gibt dem, der mehr wissen will, nützliche Ratschläge. Vor allem lässt Hornung den Anfänger selbst Hand anlegen. Am Ende jedes Kapitels folgt ein Abschnitt "Astrotipps". In ihm erfährt der Leser, wie er sein astronomisches Wissen erweitern kann, wie ihm dazu ein einfacher Fotoapparat hilft, was er beim Fernrohrkauf beachten muss und wann er damit am besten die Gebirge und Krater des Mondes sehen kann.

Hornung warnt vor dem ungeschützten Blick durchs Fernrohr zur Sonne und zeigt, wo wir am Himmel mit dem Feldstecher Doppelsterne sehen können und wo gerade Sterne entstehen oder ein Stern im Sterben liegt. Schließlich zeigt er uns , wo er am Himmel zwei Sternensysteme finden kann, deren Licht Millionen Jahre unterwegs war, ehe es uns erreicht.

Zum Schluss gibt der Autor unter "Astrotipps" noch Hinweise, mit welchen Computerprogrammen der Leser das Weltall auf den Bildschirm seines PC bringen kann.

Aber diese Tipps sind nur ein kleiner Teil des Inhalts. Im Text mit vielen teils farbigen Bildern zeigt der Autor, wie das gegenwärtige Bild vom Weltall gewonnen wurde, und er erzählt von den Menschen, die dazu beigetragen haben. So führt er den Leser in unterhaltsamer Weise von unserem Sonnensystem bis an die Grenzen des Weltalls.

Galilei im Traum

Er berichtet von den modernsten Geräten, seien sie auf der Erde, in einer Umlaufbahn oder treiben sie sich irgendwo zwischen den Planeten herum. Er benutzt dabei geschickt didaktische Tricks. Er lässt den Leser im Raumschiff unsere Milchstraße anfliegen und einem Jungen den großen Galilei im Traum erscheinen. Er berichtet vom Spiegelteleskop seiner eigenen Privatsternwarte und beantwortet Fragen, die ihm Zuhörer nach seinen Vorträgen stellen, Fragen, die sich vielleicht auch dem Leser aufdrängen.

Nur an einer Stelle findet der Rezensent einen kleinen Wermutstropfen: Dort, wo gegen Ende des Buches vom Urknall die Rede ist, bekommt der Leser in einem Bild und dessen Unterschrift den Eindruck, der Urknall habe an einem Punkt im Raum stattgefunden, von dem seither alle Materie wegfliegt. Wir wissen aber nur, dass die mittlere Materiendichte in dem für uns sichtbaren Teil des Weltalls im Laufe der Zeit sinkt. Von einem Punkt, an dem alles begann, kann keine Rede sein.

Aber das Buch als Ganzes ist hervorragend geschrieben und ist eine der besten Einführungen, die ich kenne. Ich empfehle es allen, gerade Jugendlichen, die nach einem leichten Einstieg in die Wissenschaft von Sonne, Mond und Sternen suchen. Und vielleicht so begeistert sind, dass sie gleich ins Deutsche Museum in München gehen, der Plan der Astroniemieausstellung findet sich im Anhang.

Wenn der Leser dann am Schluss des Buches beim Einbürgerungstest in die Gemeinde der Freunde der Himmelskunde die richtigen Kästchen angekreuzt hat, dann weiß er auch, wie es um die beiden Sätze im Vorwort bestellt ist.

Der eine "Das Weltall war gerade mal acht Milliarden Jahre, als . . . Ich war damals acht Jahre alt." Der andere: "Heute ist das Weltall 13,7 Milliarden Jahre alt."

Der Leser darf daraus nicht schließen, der Wissenschaftsjournalist und Amateurastronom Helmut Hornung wäre etwa 5,7 Milliarden Jahre alt. (Für Jugendliche und Erwachsene)

Helmut Hornung Streifzüge durch das All dtv (Reihe Hanser) 2008. 320 Seiten, 12,95 Euro.

© SZ vom 02.12.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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