Bakterien:Leben zwischen den Fingern

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Frauen haben mehr unterschiedliche Bakterienarten auf den Händen als Männer - obwohl sie sich häufiger die Hände waschen.

Jessica Buschmann

Auf den Handflächen von Frauen leben mehr unterschiedliche Bakterien als auf denen von Männern. Und das, obwohl sie sich nach eigenen Angaben häufiger die Hände waschen. Das geht aus einer Studie von Noah Fierer und weiteren Wissenschaftlern von der Universität Colorado in Boulder hervor ( PNAS online).

Auf der Handinnenfläche tummeln sich durchschnittlich 150 unterschiedliche Bakterienarten. (Foto: Foto: AFP)

Die Forscher zogen für ihre Untersuchung 51 Studenten heran, die gerade eine Prüfung abgelegt hatten. Sie nahmen von beiden Handflächen jedes Studenten einen Abstrich. Dann vervielfältigten sie von all jenen Bakterien, die sie auf den 102Händen der Studenten fanden, bestimmte Gene (die Gene der 16S-rRNS). Anhand der Sequenz dieser Gene konnten sie die Verwandtschaftsverhältnisse der Bakterien untersuchen.

Für jede einzelne Studentenhand bedeutete das: Auf ihrer Innenfläche tummelten sich durchschnittlich 150 unterschiedliche Bakterienarten. Der Großteil der Arten kann als selten, in wenigen Fällen sogar als einzigartig bezeichnet werden. Nur fünf Bakteriengattungen wurden bei allen Studenten entdeckt.

Linke und rechte Keime

Dabei zeigten sich nicht nur erhebliche Unterschiede in der Artenvielfalt zwischen Männern und Frauen, sondern generell zwischen allen Studenten. Verglichen die Wissenschaftler zwei zufällig ausgewählte Handflächen der Studenten, waren die Unterschiede gravierend.

Nur 13 Prozent der Bakterientypen stimmten überein. Auch die rechte und linke Hand eines Probanden waren sich in ihrer Bakterienvielfalt keineswegs ähnlich: Nur 17 Prozent aller Bakterientypen lebten auf beiden Händen.

Welche Bakterienarten die rechte und linke Hand aufwiesen, hing damit zusammen, ob ein Proband Rechts- oder Linkshänder ist. Ein Rechtshänder benutzt mit seiner rechten Hand viel mehr Dinge als mit seiner linken und umgekehrt.

"Die Zahl der Bakterienarten, die wir auf den Händen entdeckt haben, war eine große Überraschung", sagt der Biologe Noah Fierer. "Das gilt besonders für die Erkenntnis, dass Frauen mehr Bakterienarten haben als Männer." Die Forscher können jedoch nur über Gründe spekulieren, da ihnen Details über die einzelnen Hauttypen der Probanden fehlen.

Fierer vermutet, dass der pH-Wert der Haut eine Rolle spielt - die männliche Haut enthält mehr Säure als die weibliche. Auch der unterschiedliche Hormonhaushalt beider Geschlechter und die Tatsache, dass Frauen kosmetische Produkte nutzen, können mögliche Ursachen dafür sein, dass sich auf den Handinnenflächen der Frauen mehr Bakterienarten ansammeln als bei Männern.

Dass häufiges Händereinigen keinen Einfluss auf die Bakterienvielfalt der Handinnenflächen hat, zeigte ein weiteres Experiment der Forschergruppe. Die Wissenschaftler entnahmen vier Frauen und vier Männern, nachdem diese sich die Hände gewaschen hatten, jeweils im Abstand von zwei Stunden einen Abstrich. Insgesamt testeten sie die Probandengruppe sechs Stunden lang.

Es zeigte sich, das sich die Bakterienkolonien vollständig wiederherstellten. Bei einigen Bakteriengattungen ging dies schneller, andere brauchten dafür länger. Am Ende des Versuchs war die Bakterienvielfalt bei den Frauen noch immer höher als bei den männlichen Teilnehmern.

© SZ vom 05.11.2008/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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