Automaten-Autos:Zwei deutsche Teams im Roboter-Finale

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Im Urban Challenge, dem Wettbewerb um das beste Auto ohne menschlichen Fahrer, hat es ein weiteres deutsches Team ins Finale geschafft. Bis zum Sieg ist es allerdings noch ein weiter Weg - im wahrsten Sinne des Wortes.

Christopher Schrader

Zwei deutsche Teams haben es ins Finale des Roboter-Wettrennens geschafft, das die amerikanische Militärforschungs-Agentur Darpa (Defense Advanced Research Projects Agency) in der kalifornischen Mojave-Wüste veranstaltet.

Der Wagen des Teams Annie-Way von der Technischen und der Bundeswehr-Universität München sowie der Universität Karlsruhe. (Foto: Foto: Schrader)

Wie Darpa am Donnerstag nach dem Abschluss des Qualifikationstrainings bekanntgegeben hat, sind sowohl das Braunschweiger Team Carolo als auch das Team Annie-Way beim Abschlussrennen dabei. Zwei weitere deutsche Teams haben die Qualifikation verpasst.

Am Finale nehmen insgesamt elf Roboterautos teil, die autonom 60 Meilen (96 Kilometer) durch eine städtische Umgebung auf einer ehemaligen Luftwaffenbasis in Victorville, Kalifornien, fahren müssen.

Die Autos bekommen nur einen Kurs vorgegeben, müssen sich aber dann selbständig im Straßenverkehr bewegen, mit anderen Autos und anderen Robotern zurechtkommen, und dabei die in Kalifornien geltenden Verkehrsregeln beachten.

Das Team, dessen Auto die Strecke als Erstes in weniger als sechs Stunden bewältigt, bekommt eine Siegprämie von zwei Millionen Dollar. Für den Zweiten und Dritten gibt es eine beziehungsweise eine halbe Million Dollar.

Am Mittwoch, dem letzten Tag des Trainings, mussten viele Teams noch bangen. Sechs hatten sich bereits qualifiziert, 14 hatte die Darpa ausgeschlossen, 15 hatten noch eine Chance.

Darunter auch das Team Annie-Way, das von der Technischen und der Bundeswehr-Universität München und der Universität Karlsruhe getragen wird.

Ihr Auto, ein mit Sensoren und Computern aufgerüsteter VW Passat Kombi hatte am Morgen zunächst die Links-Abbiegen-Aufgabe fehlerfrei bewältigt.

Dabei mussten die Roboter auf einem ovalen Kurs zweimal pro Runde durch den dichten Gegenverkehr links abbiegen, was viele Mannschaften als schwerste Aufgabe betrachteten. Später am Vormittag musste sich das Auto an Kreuzungen bewähren, an denen die amerikanische Regel des Four-Way-Stop gilt.

Hier wie beim Linksabbiegen wurden die anderen Autos von professionellen Fahrern gesteuert.

Warum diese Helme tragen und ihre Fahrzeuge wie bei Rallyeautos ein internes Gerüst eingebaut haben mussten, um sie bei Kollisionen mit den Robotern zu schützen, wurde besonders deutlich bei den Testrunden des Roboters eines amerikanischen Militärlastwagen-Herstellers.

Die Firma hatte einen Truck mit Vierradantrieb und -lenkung ins Qualifikationstraining geschickt, dessen Räder höher waren als manche Autos im Feld.

Auch dieses Team musste nach den letzten Testläufen bangen, ob es Samstag antreten dürfte. Aber wie Annie-Way hat es auch der Terramax genannte Lastwagen geschafft.

Dagegen sind mehrere Teams mit besonders originellen Gefährten ausgeschieden. Darunter Insight-Racing, die die gesamte Elektronik in einem Lotus-Sportwagen installiert hatten.

Dazu mussten sie ein Automatikgetriebe nachrüsten, das Lenkrad per Zahnriemen von einem Elektromotor drehen lassen und den Auspuff verlegen, um Platz für eine Klimaanlage zu schaffen, die die Computer kühlte.

Gescheitert ist auch das deutsche Team Lux, das von der Firma Ibeo in den Wettbewerb geschickt worden war. Ihr Auto, ebenfalls ein VW Passat Kombi, hatte im Gegensatz zu allen Konkurrenten keine Sensoren auf dem Dach oder auf Vorbauten vor den Stoßstangen.

Drei Laserscanner, die die Firma vertreibt, waren vorn unter den Scheinwerfern und hinten in den Stoßfänger eingebaut. Die Computer im Kofferraum passten unter den Deckel, der normalerweise das Reserverad abdeckt.

Das Team hatte am Mittwoch drei Versuche, bei keinem allerdings hatte ihr Fahrzeug wie erwartet abgeschnitten. Das Interesse der Darpa an dem Konzept hatte sich aber schon daran gezeigt, dass der Direktor der Agentur, Tony Tether, sich bei einem der Versuche hinter dem Roboter herchauffieren ließ, um sich selbst von dessen Können zu überzeugen.

Als der letzte Versuch gescheitert war und das Auto gesteuert von den Ingenieuren den Testkurs verließ, waren viele Teammitglieder niedergeschlagen. Schon am Dienstag war außerdem bekanntgegeben worden, dass die Mannschaft der Freien Universität Berlin ausgeschieden war.

Insgesamt sind nun elf von 35 Teams qualifiziert, davon zwei der vier deutschen. Als Favoriten gelten die Teams der Carnegie-Mellon- und der Stanford-Universität. Das Rennen beginnt Samstag früh kalifornischer Ortszeit.

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