Atomkraftwerk:Brunsbüttel wieder am Netz

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Das Atomkraftwerk, dass am Donnerstag nach einem Kurzschluss heruntergefahren worden war, produziert wieder Strom. Die Atomanlage Krümmel dagegen bleibt vorerst noch stillgelegt.

Das Atomkraftwerk Brunsbüttel produziert drei Tage nach seiner Schnellabschaltung wegen technischer Probleme wieder Strom.

Am Sonntag ging der Atommeiler begleitet von scharfer Kritik wieder ans Netz, nachdem er am Donnerstag wegen eines Kurzschlusses heruntergefahren worden war. Das Atomkraftwerk Krümmel, das ebenfalls am Donnerstag wegen eines Brandes im Tranformatorenhaus abgeschaltet werden musste, bleibt dagegen vorerst stillgelegt.

Die Untersuchung des ausgebrannten Transformatorenhauses in Krümmel verzögerte sich. Gutachter sollen nun an diesem Montag das Gebäude untersuchen, in dem Feuerwehrleute das ganze Wochenende über den Trafo mit Wasser kühlten. Am Sonntag demonstrierten knapp 100 Atomkraftgegner am Werksgelände. Greenpeace ging mit dem Schiff "Beluga II" auf der Elbe in Sichtweite des Kraftwerks als Mahnwache vor Anker.

Am Samstag hatte die für Reaktorsicherheit zuständige schleswig- holsteinische Ministerin Gitta Trauernicht (SPD) entschieden, dass der 1976 in Betrieb gegangene Reaktor Brunsbüttel wieder angefahren werden darf. Es bestünden keine sicherheitstechnischen Einwände. Der Betreiber, Vattenfall Europe, traf noch am Abend entsprechende Vorbereitungen. Greenpeace-Sprecher Thomas Breuer nannte die Entscheidung "ein Unding". Es sei in der kurzen Zeit kaum möglich, die Ursachen der Pannen zu ermitteln. "Brunsbüttel ist einer der störanfälligsten Reaktoren in Deutschland", sagte Breuer. "Uns macht besonders Sorge, dass ein Steuerstab nicht richtig funktioniert hat."

Verantwortlich für die Abschaltung in Brunsbüttel und einen darauf folgenden kleinen Schwelbrand sind den Ermittlungen zufolge Arbeiten an einem Bauteil außerhalb des Kraftwerks, einer Stromübergabestelle vom Kraftwerk ins Netz.

"Beim Einschalten eines Wandlers kam es zum Kurzschluss", sagte Vattenfall-Sprecher Ivo Banek. Bei der Schnellabschaltung entstand in einer Turbine durch austretendes Öl ein Schwelbrand. Zudem hatten sich Risse an Abdeckblechen gebildet.

Ministerin Trauernicht ließ sich am Samstag von Vattenfall Europe sowie Gutachtern des TÜV und des Germanischen Lloyd über den Stand der Ermittlungen unterrichten. "Die Schnellabschaltungen der Kernkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel haben ordnungsgemäß funktioniert, ohne dass eine Gefährdung für Menschen oder die Umwelt bestanden hätte. Das ist zunächst einmal das Wichtigste", sagte sie im Anschluss. "Die Sicherheit ist gegeben, und auch aus rechtlichen Gründen spricht somit nichts mehr gegen das Wiederanfahren des Kernkraftwerks Brunsbüttel. Krümmel bleibt jedoch bis auf weiteres vom Netz."

Die Analyse der Störfälle habe aber Fragen im Zusammenhang mit dem Zustand der Stromnetze ergeben, sagte Trauernicht. "Es gab Probleme, die eigentlich nicht auftreten sollten." Sie habe daher einen Brief mit entsprechenden Hinweisen an Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) geschrieben. "Ich habe ihn aufgefordert, dieses Thema beim anstehenden Energiegipfel am kommenden Dienstag anzusprechen", sagte Trauernicht. "Außerdem erwarte ich vom Netzbetreiber E.ON eine Stellungnahme zu den aufgetretenen Problemen." Die Ministerin forderte ein Ende der Debatte um längere Laufzeiten für Atomkraftwerke in Deutschland.

Im 1983 in Betrieb gegangenen Atomkraftwerk Krümmel hatte am Freitag ein Sachverständiger im Schutzanzug einen Blick in das ausgebrannte Nebengebäude geworfen und starke Zerstörungen an dem Transformator festgestellt. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte sich Öl entzündet, mit dem das Gerät gekühlt wird. Der 1400-Megawatt- Reaktor hatte sich daraufhin automatisch abgeschaltet.

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