Astronomie:Sternschnuppenschwarm bedroht Satelliten

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Die Leoniden kommen. Die künstlichen Erdtrabanten müssen auf die Gefahr eingestellt werden.

Der Meteoriten-Schauer aus den Leoniden, der für den 17. und 18. Novmeber dieses Jahres erwartet wird, könnte die Kommunikation auf der Erde stark beeinträchtigen. Das befürchtet der Raumfahrtexperte Walter Flury vom Europäischen Raumfahrt-Kontrollzentrum (ESOC)in Darmstadt.

Die Bahn des Kometen Tempel-Tuttle verläuft alle 33 Jahre durch das Innere unseres Sonnensystems. Dabei hinterläßt der Komet eine Spur aus Staub und Steintrümmern. Jedes Jahr im November kreuzt die Erde diese Spur. Dann regnet es Sternschnuppen. Man spricht von leonidenschauer, weil die trümmer aus dem zentrum des Sternbildes Löwe zu fallen scheinen. (Foto: Aerospace Corporation)

Besonders gefährdet seien Geräte wie das Hubble-Teleskop oder der europäische Röntgensatellit XMN-Newton. Auch Wissenschaftler vom Los Alamos National Laboratory und vom Marshall Space Center der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa haben schon vor Schäden der milliardenschweren Armada von Satelliten gewarnt.

Gefahr für Satelliten

Die Bruchstücke, dei könnten - auch wenn sie nur so groß sind wie ein Sandkorn, die Metallhaut der Satelliten durchschlagen. Doch diese Gefahr sei gering im Vergleich zu einer anderen Reaktion, sagt Flury. "Die Teilchen fliegen mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Sekunde - wenn sie auftreffen, verdampfen sie." Was dann passiert, erklärt Mark Bailey vom Armagh Observatorium in Nordirland gegenüber Nature online: "Dabei entsteht ein Plasma, ein geladenes Gas, das in der hochempfindlichen Elektronik des Satelliten einen Kurzschluss hervorrufen kann."

Nach Einschätzung von Flury haben Sternschnuppenstürme bislang erst einen Satelliten ausgeschaltet.

Da die Sternschnuppen alle aus einer Richtung kommen, können die Betreiber die rund 700 Satelliten auf die Gefahr einstellen. Sie können die künstlichen Erdtrabanten so ausrichten, dass sie möglichsat wenig Angriffsfläche bieten.

Die Leoniden

Jedes Jahr um den 20. November kreuzt die Bahn unseres Globus um die Sonne Leoniden, einen Meteoritenschwarm im Sternbild des Löwen. Gesteinstrümmer dringen in ihre Atmosphäre ein und verglühen dort. Am nächtlichen Himmel sind dann spektakuläre Sternschnuppenregen zu sehen.

Die Orte des Schauspiels

Dieses Jahr ist es zwischen dem 17. und dem 19. November wieder soweit. Nach den Berechnungen der Astronomen sind zu dieser Zeit für einige Stunden nahe dem Sternbild des Löwen pro Quadratkilometer Nachthimmel etwa zehn Sternschnuppen zu sichten - das sind zehn Mal mehr als 1999. Allerdings kommen nicht alle Menschen auf der Erde in den Genuß des Schauspiels. Nach den Berechnungen der Astronomen sind die Schauer am 18. November um etwa 5.00 Uhr morgens von Nord- und Mittelamerika und am 19. November ebenfalls in den frühen Morgenstunden jeweils von Japan, China und Australien aus zu sehen.

Im Schweif des Kometen Tempel Tuttle

Die Leoniden sind Bruchstücke des Kometen Tempel-Tuttle, der alle 33 Jahre durch das innere Sonnensystem zieht. Sie sind meistens kleiner als ein Sandkorn. Dennoch leuchten sie hell auf, wenn sie mit einer Geschwindigkeit von etwa 250 000 Stundenkilometern in die Erdatmosphäre eintreten und dort verglühen.

Einmal pro Jahr

Die Meteoritenschweife des Kometen brauchen Jahrhunderte, um sich zu verbreitern. Mittlerweile haben sie sich so ausgeweitet, dass die Erde die kosmischen Partikelströme auf ihrer Bahn um die Sonne einmal pro Jahr kreuzt (vgl. Grafik).

Immer im November, wenn die Erde auf die Spuren des Tempel Tuttle trifft, scheinen die Sternschnuppen alle aus einem Punkt vom Nachthimmel zu fallen - nämlich aus dem Sternbild des Löwen. Daher wurden sie Leoniden genannt.

Um den 18. November wird die Erde nach Aussage der Wissenschaftler durch die Schweife ziehen, die Tempel Tuttle während seiner Annäherungen im 18. und 19. Jahrhundert hinterlassen hat.

Die amerikanischen Wissenschaftler haben die Ausbreitung der Leoniden-Meteritenströme im All berechnet. Zusammen mit den Beobachtungen, die sie während der letzten Jahre von den Leoniden gemacht haben, wagen sie nun einen Vorhersage für November 2001: Die Sternschnuppenregen dürften länger andauern, aber womöglich weniger intensiv leuchten.

(sueddeutsche.de / Nature online)

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