Apostel-Geschichte:Paulus-Grab nach 500 Jahren wieder zu sehen

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Erstmals seit fast fünf Jahrhunderten können Gläubige in der Basilika Sankt Paul wieder einen Blick auf das Grab des Apostels werfen. Jetzt berät der Vatikan darüber, ob das Grab geöffnet werden soll.

Erstmals seit fast 500 Jahren ist das Grab des Apostels Paulus in Rom wieder für Gläubige sichtbar.

Basilika Sankt Paul vor den Mauern. (Foto: Foto: dpa)

Archäologen lokalisierten den Sarkophag, der traditionell als das Grab des Heiligen verehrt wird, unter dem Altar der Basilika Sankt Paul vor den Mauern.

Jetzt berät der Vatikan darüber, ob das Grab geöffnet werden soll, um seinen Inhalt zu untersuchen.

"Das Grab ist noch nie geöffnet worden, es war stets geschlossen und gut geschützt", sagte der Erzpriester der Basilika, Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo. "Die letzte Entscheidung darüber muss der Papst treffen", hieß es.

Der Marmor-Sarkophag wurde etwa einen halben Meter unter einer antiken Marmor-Abdeckung mit der Inschrift "Pavlo Apostolo Mart" (dem Apostel und Märtyrer Paulus gewidmet) gefunden.

Jetzt können Besucher durch ein kleines Fenster zumindest wieder einen Blick auf die Seitenwand des Grabes werfen, betonte Vatikan-Archäologe Giorgio Filippi.

Die Studien und Grabungen unter der weltberühmten Kirche dauerten von 2002 bis September 2006.

Die Krypta mit dem Sarkophag war vor einem halben Jahrtausend geschlossen worden. Die Kenntnis vom genauen Ort des Grabes war dann im Laufe der Jahre durch Umbauten, Restaurierungen und einen Brand verloren gegangen.

Seitdem rankten sich Legenden um den Ort seiner Bestattung. Nach frühchristlicher Überlieferung wurde Paulus an der Via Ostiense bestattet, wo Anfang des vierten Jahrhunderts die mächtige Basilika über seinem Grab gebaut wurde.

Das gigantische Gotteshaus, das sich heute über dem Apostelgrab erhebt, gilt als eine der schönsten Kirchen Roms.

Die Fassade schmückt ein wunderschönes gold-leuchtendes Mosaik, im Innenraum thront ein immenser Baldachin über dem Hauptaltar, unter dem sich das Grab des Paulus der Überlieferung nach befinden sollte. So heilig ist der Ort, dass hier nur der Papst persönlich die Messe feiern darf.

Bereits vor Jahren hatten Vatikan-Archäologen mit Forschungen in der Basilika San Paolo fuori le Mura begonnen, um das Paulus-Grab zu lokalisieren - offenabar mit Erfolg.

Bei ihren Studien hatten die Archäologen im vergangenen Jahr einen römischen Sarkophag entdeckt. Lokalisiert wurde er etwa einen halben Meter unter einer antiken Marmor-Abdeckung mit der Inschrift "Pavlo Apostolo Mart" (dem Apostel und Märtyrer Paulus gewidmet).

Filippi hatte bereits kurz nach dem Fund erklärt: "Sinn unserer Grabung war es nicht zu beweisen, dass sich in Sankt Paul das Apostelgrab befindet, denn das ist schon seit dem vierten Jahrhundert bekannt, als die Kirche zu Ehren des Heiligen Paulus über dem Grab des Märtyrers errichtet wurde." Vielmehr habe man den Sarkophag genau orten wollen.

Gebete näher am Grab des Apostels

So sollten Gläubige zukünftig die Möglichkeit bekommen, "näher am Grab des Apostels beten zu können."

Nach weiteren Untersuchungen sind Experten mittlerweile überzeugt, dass sich einst die Gebeine des Paulus tatsächlich in dem Sarg befanden. Auf dem Sarkophagdeckel wurde ein etwa zehn Zentimeter großes Loch entdeckt, dass wahrscheinlich dazu diente, Stoffstücke ins Innere einzuführen, die dann - ebenso wie der Leichnam - zur Reliquie wurden.

Paulus war Sohn vermögender jüdischer Eltern und hatte zunächst selbst an Christenverfolgungen teilgenommen.

Eine wundersame Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor Damaskus veränderte dann aber sein Leben. Er wurde Christ und Missionar und gründete schließlich zusammen mit Petrus aus Galiläa die Kirche Roms.

Als Apostel musste er Hunger und Durst, Kälte, Verfolgung und Gefahren erleiden wurde. "Drei mal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt worden; drei mal habe ich Schiffbruch erlitten", erzählt er im Zweiten Brief an die Korinther.

Seine Verfolgung endete im Jahr 67 n. Chr. in Rom, als er unter Nero den Märtyrertod starb.

Kaiser Konstantin gab Anfang des vierten Jahrhunderts den Auftrag, über dem Grab eine Basilika zu bauen, die im Laufe der Jahre immer weiter vergrößert wurde. Aber nach Renovierungen, Umbauten und einem gewaltigen Kirchenbrand schien die genaue Kenntnis vom Ort der letzten Ruhestätte des Paulus verloren.

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