Antarktis:Riesige Schelfeisfläche zerbrochen

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Eine Fläche von mehr als 400 Quadratkilometern Eis hat sich vom Wilkins-Schelfeis gelöst. Die Ursache ist vermutlich der Klimawandel.

In der Antarktis ist eine riesige Eisfläche vom Schelfeis abgebrochen. Wie das amerikanische Eis- und Schneedatenzentrum NSIDC an der University of Colorado in Boulder mitteilte, hatte sich bereits am 28. Februar zunächst ein 41 mal 2,5 Kilometer großer Eisberg von der Südwestseite des Wilkins-Schelfeises gelöst. Anschließend sei dann eine Eisfläche von 405 Quadratkilometern auseinandergebrochen.

Nur ein dünner Streifen intakten Eises verhindere noch, dass es derzeit zu weiteren Abbrüchen an dem insgesamt mehr als 13.000 Quadratkilometer großen Eispanzer komme.

Das abgebrochene Eisstück mache zwar nur rund vier Prozent der gesamten Wilkins-Schelfeisfläche aus. Da es sich aber um einen wichtigen Teil handelte, könnte das Ereignis ein weiteres Auseinanderfallen des Wilkins-Schelfeises zur Folge haben, hieß es.

Da jetzt aber der antarktische Sommer ende und kälteres Wetter einsetze, bestehe die Chance, dass der Rest des Schelfeises bis nächstes Jahr überlebe, sagte David Vaughan vom British Antarctic Survey (BAS).

Vaughan führt den Zerfall auf die weltweite Klimaerwärmung zurück. Während es häufig vorkomme, dass Eisberge abbrechen, seien große Zusammenbrüche wie dieser am Wilkins-Schelfeis sehr selten, sagte er. Der Wissenschaftler hatte ursprünglich damit gerechnet, dass es erst in 15 Jahren soweit wäre.

Rückgang seit den neunziger Jahren

Seit den neunziger Jahren beobachten die Forscher einen Rückgang des Wilkins-Schelfeises. Sechs andere, teilweise noch größere Eisplatten, die mit Gletschern der Antarktis verbunden waren, sind bereits verschwunden, zuletzt 2002 das riesige Larsen-Schelfeis B und 1995 Larsen A.

Das Wilkins-Schelfeis liegt rund 1000 Kilometer vor der Südspitze Südamerikas auf der südwestlichen Antarktischen Halbinsel. In den vergangenen 50 Jahren sei in der Region mit durchschnittlich einem halben Grad Celsius alle zehn Jahre der stärkste Temperaturanstieg weltweit verzeichnet worden, hieß es.

"Wir glauben, dass das Wilkins(-Schelfeis) schon seit mindestens ein paar hundert Jahren dort war. Aber warme Luft und die Einwirkung der Meeresbrandung verursachen ein Abbrechen", erklärte Ted Scambos vom NSIDC.

Die Forscher der University of Colorado hatten Satellitenkameras auf das Naturschauspiel gerichtet und ein Flugzeug zum Ort des Geschehens geschickt, um Aufnahmen zu machen.

Für den Polarexperten Arved Fuchs stellen die schmelzenden Eisberge in der Antarktis auch eine Gefahr für den Bestand von Pinguinen und Walen dar. Die Meereserwärmung am Südpol, ausgelöst durch den Klimawandel, sei mit großer Wahrscheinlichkeit Ursache für die Veränderungen der Eisfläche, meinte der Expeditionsleiter, der häufig am Nordpol war, aber auch die Antarktis kennt.

"Das ist eine riesige Fläche, die da aus dem antarktischen Schelfeis abgebrochen ist", sagte Fuchs. Auswirkungen auf die sehr sensible Nahrungskette der Tiere dort seien zu befürchten.

"Wale und Pinguine ernähren sich von Krill (Kleinkrebsen). Wenn das Eis schmilzt, gibt es weniger Algen, die unter dem Eis wachsen und damit auch weniger Krill", betonte Fuch.

Seriöse Aussagen darüber, ob und wann weitere Gletscherflächen abbrechen, könne man derzeit noch nicht machen. Die Antarktis und die Veränderungen dort seien bisher viel weniger erforscht als der Nordpol. Der weltweite Anstieg des Meeresspiegels wird nach Ansicht von Fuchs "auf jeden Fall dramatisch sein, wenn das Eis in der Antarktis schmilzt".

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