Ambitionierte Weltraummission:Indien will zum Mars

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Die Inder wollen mit den Amerikanern gleichziehen - und im kommenden Jahr eine eigene Marsmission starten.

Die USA wollen auf den Mars, Europa, die Russen wollen es auch. Die Chinesen überlegen noch - und jetzt auch noch die Inder. Den Mars attackieren. Mit einer eigenen Raumfahrtmission zum Roten Planeten. Als hätte das Land nicht auf eigenem Grund und Boden genug Probleme. Warum also? "Unser Raumschiff wird sich in die Nähe des Mars begeben und wichtige wissenschaftliche Informationen sammeln", sagte Ministerpräsident Manmohan Singh am Mittwoch in seiner jährlichen Ansprache zum Unabhängigkeitstag. Er sprach von einem "riesigen Schritt" für Wissenschaft und Technologie.

Independence Day: Keine Marsmenschen, sondern feierlich geschmückte Einheiten der Railway Protection Force (RPF) in Kalkutta (Foto: dpa)

Das Kabinett habe kürzlich beschlossen, für wissenschaftliche Zwecke eine Raumsonde zum Mars zu schicken, fügte Singh hinzu. Einzelheiten nannte er nicht. Bereits Anfang August waren Pläne für eine indische Marsmission bekanntgeworden. Eine offizielle Bestätigung der Regierung für das ambitionierte Projekt stand bislang jedoch aus. Einer Kabinettsvorlage zufolge soll die Sonde Ende kommenden Jahres starten und nach rund 300 Tagen die Marsumlaufbahn erreichen.

Die indische Nachrichtenagentur PTI hatte zuvor gemeldet, die nationale Raumfahrtorganisation ISRO werde den unbemannten Orbiter voraussichtlich im November 2013 zum Mars schicken. Die Kosten für die Mission werden nach ISRO-Angaben auf vier bis fünf Milliarden Rupien (58,5 bis 73 Millionen Euro) geschätzt. Die USA, Russland, die EU, Japan und China haben bereits Marsmissionen unternommen.

Derzeit erforscht der US-Marsroboter "Curiosity" den Roten Planeten. "Curiosity" war nach einer mehr als achtmonatigen Reise durch das All in der vergangenen Woche erfolgreich auf dem Mars gelandet. Der 900 Kilo schwere Erkundungsroboter von der Größe eines Pkw soll nach Hinweisen suchen, ob es früher Leben auf dem Mars gegeben haben könnte. Die 2,5 Milliarden Dollar teure Mission ist auf einen Zeitraum von zwei Jahren angelegt.

Das indische Raumfahrtprogramm geht bis ins Jahr 1963 zurück, es beschränkte sich zunächst jedoch auf die Entsendung eigener Satelliten ins All. 2008 landete die erste unbemannte indische Raumsonde auf dem Mond, für 2016 ist die erste bemannte Mondmission geplant.

In den Nationalstolz über das Programm mischen sich kritische Stimmen, die auf Massenarmut, Hunger und Analphabetismus in Indien verweisen. Erst zu Beginn des Monats hatte es in weiten Teilen des Landes einen zweitägigen Stromausfall gegeben, und die Probleme im Verkehrssektor sind chronisch.

Die Mars-Euphorie hält weltweit an. So will US-Präsident Barack Obama von der Nasa stets auf dem neuesten Stand der eigenen, aktuellen Marsmission gehalten werden. "Wenn Ihr Kontakt mit Marsmenschen habt, sagt mir bitte umgehend Bescheid!", sagte er kürzlich in einem Telefongespräch mit Wissenschaftlern der US-Raumfahrtbehörde. "Ich habe zwar eine ganze Menge zu tun, aber ich denke, das hätte dann Priorität.", scherzte der US-Präsident.

© SZ.de/AFP/dpa/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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