Alltagsphänomene:Unvermeidlicher Kabelsalat

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Ein Team von Physikern der Universität Bristol hat erforscht, weshalb sich Strippen immer verknoten. Eine Erkenntnis: Die Länge spielt keine Rolle.

Katrin Blawat

Nach dem Öffnen seiner Umzugskisten hatte Jens Eggers zwei Probleme - ein praktisches und ein mathematisches. Telefon- und Computerkabel hatten sich auf dem Weg von Deutschland nach England zu einem unauflöslichen Knäuel verknotet. Der Physiker Eggers begann nicht nur sein Eigentum zu entwirren, sondern auch darüber nachzudenken, warum sich Kabel und Strippen verknoten, wenn sie nur geschüttelt werden. Ein Phänomen, wie Eggers feststellte, dessen Ursache auch seine Kollegen an der Universität Bristol nicht kannten.

Mindestens 16 Zentimeter Länge nötig

Eggers Team ging die Sache systematisch an. "Ich vermutete anfangs, dass sich mehr Knoten bilden, je länger das Kabel ist", sagt Eggers. Die Versuche bestätigten diese These aber nicht: Egal, ob ein Kabel 20 Zentimeter oder zwei Meter lang ist - die Knotenwahrscheinlichkeit ist immer gleich groß, wenn die Strippe wenigstens 16 Zentimeter lang ist ( Physical Review E, Bd. 74, 52101, 2006).

Eggers baute eigens eine Scheibe, die gleichmäßig rotiert. Darauf ordnete er Ketten an, wie sie für Badewannenstöpsel verwendet werden. "Diese Kugel-Ketten verknoten schnell, weil sie flexibel sind und die Kügelchen aneinander reiben", erklärt Eggers. Seine Annahme ist, dass sich die Ergebnisse von Ketten auf gewöhnliche Kabel übertragen lassen.

Dreieinhalb Jahre nach dem Umzug ist das Durcheinander in den Kartons zwar noch nicht vollständig erklärt. Warum die Kabellänge keine Rolle spielt, scheint jedoch klar zu sein: "Entscheidend sind die Enden; dort entstehen die Knoten. Jedes Kabel, egal wie lang, hat zwei Enden, daher ist die Wahrscheinlichkeit für Knoten gleich."

Anders sieht die Sache beim Aufdröseln aus. Hier entspricht das Experiment der Erwartung: Um ein längeres Kabel zu entwirren, braucht es mehr Zeit. "Die ganze Kette muss durch den Knoten", sagt Eggers.

Hilfreiche Tipps für den Alltag lassen sich aber noch nicht ableiten. Auf die Anfrage einer Supermarktkette, was man gegen das Verknoten der weihnachtlichen Lichterketten machen könne, konnte Eggers Gruppe bislang nur erwidern: "Gar nichts."

© SZ vom 5.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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