Allergieauslöser:Reizende Düfte

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Ob in neuen Autos, Hotels oder Bäckereien, künstliche Aromen werden heute an vielen Orten eingesetzt - häufig zu bedenkenlos.

Hanno Charisius

Seit Geschäftsleute gemerkt haben, dass Gerüche das Kaufverhalten ihrer Kundenbeeinflussen können, duftet es überall. In Einkaufstraßen, in Bäckereien, in neuen Autos.

Künstliche Duftstoffe werden für manche Menschen zum Problem - denn sie können Allergien auslösen. (Foto: Foto: dpa)

Manche Hotelketten haben sich sogar eine eigene olfaktorische Erkennungsmarke schaffen lassen. Mitunter fällt der Geruch kaum auf oder wird als mehr oder weniger angenehm wahrgenommen.

Aber für empfindliche Menschen könnten Duftstoffe in der Luft sogar gesundheitsschädlich sein. Deshalb fordert ein vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) einberufener Sachverständigenrat jetzt bessere Informationen für Verbraucher und erkennt einen "hohen Forschungsbedarf".

Zwar konnte niemand in der Expertenrunde, die aus Verbraucherschützern und Abgesandten der Industrie bestand, von einem konkreten Fall berichten, bei dem ein eingeatmeter Geruchsstoff zu einer akuten allergischen Reaktion geführt hätte. Doch ist immerhin von 26 Essenzen bekannt, dass sie bei Hautkontakt Ekzeme verursachen können.

"Gedankenlose Verwendung"

Auf Kosmetikprodukten müssen sie deshalb deklariert werden. Die kontaktallergische Reaktion sei gut erforscht, heißt es in dem Sitzungsprotokoll, offen sei allerdings, "ob sie sensibilisierend wirken und zur Entwicklung allergischer Erkrankungen beitragen, wenn sie eingeatmet werden".

Dies sei besonders deshalb bedenkenswert, weil Verbraucher diesen Stoffen immer häufiger ausgesetzt seien, oft ohne es zu ahnen. Einige Referenten beklagten denn auch die "überwiegend gedankenlose Verwendung".

Bei der Diskussion stellte sich heraus, dass über die meisten Duftstoffe nur sehr wenig bekannt ist, sagt Bernd Schäfer vom BfR. Nur für die hundert meistbenutzten Duftstoffe gebe es genügend Informationen, um die gesundheitlichen Effekte abschätzen zu können.

Doch der Industrie stehen mehr als 2500 verschiedene Duftstoffe zur Verfügung, darunter natürliche Essenzen und künstliche Aromen, aus denen professionelle Parfümeure den Geruch teurer Parfüms genauso zusammenstellen, wie den von Scheuermilch, Lufterfrischern und WC-Steinen.

Beduftung öffentlicher Räume

Im Gegensatz zu Kosmetikprodukten existiert bei Raumdüften und Haushaltsreinigern heute jedoch noch keine Deklarationspflicht. Deshalb forderten die Experten, dass die Beduftung von öffentlichen Räumen bekannt gegeben werden müsse und dass der Einsatz der als allergen bekannten Stoffe dabei zu vermeiden sei.

Der Einsatz von Düften in Klimaanlagen sollte nach Auffassung des Umweltbundesamtes insgesamt stärker reguliert werden. Darüber hinaus sieht der Sachverständigenrat derzeit keinen Handlungsbedarf.

Dies könnte sich jedoch ändern, da Fachleute eine Welle von Importprodukten aus Schwellenländern erwarten. Sie könnte es notwendig machen, mehr Produkte als bisher zu kontrollieren.

© SZ vom 07.08.2008/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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