Agentur für erneuerbare Energien:Irena für die Umwelt

Mehr als 100 Staaten gründen eine Agentur für erneuerbare Energie. Ihr Name: Irena. Deutschland war maßgeblich an der Vorbereitung beteiligt.

Wolfgang Roth

Der Name steht längst fest, er erinnert an ein Mädchen. Als Geburtshelfer wirken an diesem Montag in Bonn Delegierte aus mehr als hundert Staaten.

Windenergie; dpa

Einzige Energie-Lösung in abgelegenen Regionen: Wind und Sonne.

(Foto: Foto: dpa)

Irena heißt das Kind, die Buchstaben stehen für "International Renewable Energy Agency". Auf dem Gründungskongress sollen die Statuten einer neuen logistischen Basis festgelegt werden, die ein ehrgeiziges Ziel hat: Die Agentur soll nach den Worten des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier den erneuerbaren Energiequellen global zum Durchbruch verhelfen.

Die Ausstattung ist angesichts der gewaltigen Aufgabe noch bescheiden: Etwa 25 Millionen Dollar sind es in der Startphase, ungefähr 100 Fachleute sollen zu Beginn die Wissensbasis dafür schaffen, dass der Übergang von einer auf Öl, Gas und Kohle basierenden Energiewirtschaft zu einer klimaverträglichen, langfristig gesicherten Versorgung beschleunigt wird.

Es ist eine gewaltige Aufgabe, auch angesichts der unterschiedlichen Strukturen in Industrie-, Entwicklungs- und Schwellenländern. Wenn die Statuten einmal ratifiziert sind, wenn das nach dem UN-Beitragsschlüssel aufgebaute Budget mitsamt einem Arbeitsprogramm steht, dann soll die Agentur nach und nach Wirkung entfalten - mit politischer Beratung, dem Aufbau eines internationalen Netzwerks sowie der Förderung von Forschung und Technologietransfer.

Je nach Blickwinkel entsteht so eine Ergänzung oder gar ein Gegengewicht zur Internationalen Energieagentur (IEA) und zur Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA), die beide in einer Zeit gegründet wurden, als das Ende der fossilen Energiequellen noch weiter entfernt und der Klimawandel kaum ein Thema war.

Deutschland richtet nicht nur den Gründungkongress aus, es war auch maßgeblich an der langen Vorbereitungsphase beteiligt. Der Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer (SPD), der auch Präsident der Organisation "Eurosolar" ist, hatte sich schon Anfang der neunziger Jahre für das Projekt eingesetzt.

Als 2004 die erste Konferenz der Vereinten Nationen zur Förderung erneuerbarer Energie in Bonn stattfand, nahm Irena Gestalt an. Die stärkste Unterstützung kam in der Folge von den Regierungen in Dänemark und Spanien.

Wind, Sonne, Erdwärme und Biomasse haben in Deutschland einen Anteil von ungefähr neun Prozent am gesamten Endenergieverbrauch, zur Stromerzeugung tragen sie etwa 15 Prozent bei. In der weltweiten Statistik liegt der Anteil an der Endenergie bei 18 Prozent, aber dieser Wert ist trügerisch. Er wird ganz überwiegend mit Hilfe großer Wasserkraftwerke und der traditionellen Nutzung von Brennholz erreicht. Wo aber nicht wieder aufgeforstet wird, wo schlimmstenfalls sogar Wüstenbildung gefördert wird, handelt es sich nur theoretisch um eine erneuerbare Energieressource.

Es wird Aufgabe der Irena sein, eine den jeweiligen Verhältnissen angepasste Alternative zu entwickeln. Sie ist für die Bewohner in vielen Gegenden der Erde lebenswichtig, weil es für die Stromkonzerne nie rentabel sein wird, abgelegene Regionen an das Leitungsnetz anzuschließen. Die dezentrale Nutzung von Wind und Sonne ist dort die einzige Lösung.

Wenn die Irena so gedeiht, wie es sich die Gastgeber vorstellen, könnte 2010 die erste Sitzung der Versammlung stattfinden, die als oberstes Organ der Agentur fungiert. Bekäme das Sekretariat seine Heimat in Deutschland, wäre das keine Überraschung.

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