Zwischen den Zahlen:Weg damit

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Wenn Topmanager gehen müssen, wird viel gelogen. Warum eigentlich lange rummachen, wenn eh jeder weiß, wie zerrüttet das Verhältnis ist? Beschönigen hilft da nicht. Nur ab und an gibt es offene Worte.

Von Caspar Busse

Schön ist das natürlich nie, wenn jemand seinen Job verliert, noch dazu, wenn es um Manager geht, die gerne in der Öffentlichkeit stehen. So hat in dieser Woche Achim Berg seinen Posten geräumt. Der ehemalige Microsoft-Mann ist viel herumgekommen, hatte vor zwei Jahren dann in Gütersloh bei Bertelsmann als Vorstand angeheuert und sollte internationalen Flair nach Ostwestfalen bringen. Daraus wurde nichts. Man trenne sich "in freundschaftlichem Einvernehmen", schrieb Bertelsmann dazu. Chefaufseher Christoph Mohn ließ gar mitteilen, der Aufsichtsrat bedauere das Ausscheiden. Dabei hatte genau dieser Aufsichtsrat Bergs Vertrag nicht verlängert.

Es gibt eine Reihe von Floskeln, wenn Manager gehen: "auf eigenen Wunsch" oder "aus persönlichen Gründen". Manche wollen den "Traum von der Selbständigkeit" realisieren oder sich "neue Herausforderungen" suchen, auf jeden Fall "im gegenseitigen Einvernehmen". Die Hoffnung der Geschassten: So könnten sie wenigstens in Würde abtreten, das Gesicht bewahren. Vorsicht bei solchen Formulierungen. Sie haben mit der Wirklichkeit nur entfernt etwas zu tun.

Warum eigentlich lange rummachen, wen eh jeder weiß, wie zerrüttet das Verhältnis ist? Ferdinand Piëch beispielsweise war ein Meister der klaren Aussprache. "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn", sagt der VW-Patriarch im April. Deutlicher geht es nicht - auch wenn Piëch am Ende den Kampf mit dem VW-Chef verloren hat. Ein offenes Wort wirkt doch manchmal Wunder.

Eine klare Ansage gab es in dieser Woche auch in London. Die britische Großbank Barclays feuerte überraschend Vorstandschef Antony Jenkins (Spitzname: der heilige Antonius). Er sei einfach "ungeeignet für die Aufgaben", die nun zu erledigen seien, teilte die Bank mit. Übersetzt heißt das: "Weg mit dieser Flasche". Einen Nachfolger gibt es übrigens noch nicht. Den suchen die Mitglieder aus dem Verwaltungsrat noch.

© SZ vom 11.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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