Zwischen den Zahlen:Vergiss es

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Unangenehme Ereignisse zu verdrängen, tut oft gut. Doch manchmal kann das Vergessen auch sehr teuer werden.

Von Caspar Busse

Ein Großteil ihrer Erlebnisse vergessen oder verdrängen die Menschen. Sie schaffen Platz im Hirn für Neues, sie unterscheiden so zwischen Wichtigem und Unwichtigem. Manchmal ist das Vergessen auch eine Überlebensstrategie. Viele kenne das: Unangenehme Dinge sind schon am nächsten Tag nicht mehr so unangenehm. Manche Sache verschwindet nach und nach sogar ganz, die Zeit heilt. "Die Erinnerungen verschönern das Leben, aber das Vergessen allein macht es erträglich", sagte schon der französische Philosoph Honoré de Balzac.

Weg ist weg. Das galt plötzlich auch für den Besitzer von drei Jumbojets. Die vergessenen Boeing 747 - von ihnen gibt es weltweit nur 1519 Stück - standen seit einem Jahr herrenlos in irgendeiner Ecke des Flughafens von Kuala Lumpur in Malaysia. "Sind das Ihre Jumbo-Jets?": per Zeitungsanzeige hat der Airport-Betreiber die Eigentümer gesucht. Sollte sich niemand finden, würden die 70 Meter langen Jets verkauft oder verschrottet. Schließlich meldete sich der Chef eines Luftfrachtunternehmens, ein ehemaliger Pilot. Aber es gibt Probleme mit den Papieren und den Flughafengebühren. Um die Flugzeuge nach der langen Standzeit wieder nutzen zu können, müssten sie ohnehin erst einmal überholt werden.

Vergesslichkeit kann also ziemlich teuer sein - im Großen wie im Kleinen. Vergessene Passwörter von Mitarbeitern im VW-Stammwerk in Wolfsburg kosten pro Jahr rund eine Million Euro, weil externe IT-Dienstleister alles wieder in Ordnung bringen müssen. Per E-Mail wurden die 70 000 Beschäftigten kürzlich auf die hohen Kosten hingewiesen. Die IT-Abteilung hat ein neues internes Programm zur Verfügung gestellt. Dort können Mitarbeiter selbst und ohne fremde Hilfe ein neues Passwort anfordern. Dafür brauchen die Mitarbeiter nur ihren Werksausweis, falls sie den nicht irgendwo vergessen haben. Dabei sagt ein altes deutsches Sprichwort: "Vergessen ist oft schwerer, als sich zu erinnern."

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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