Zwischen den Zahlen:Stau im All

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Man weiß ja, dass Gründer sich keinerlei Grenzen für die eigenen Unternehmungen auferlegen. Unendliche Weiten? Pah, im Kosmos geht noch was. Tausend Satelliten und viel Schrott umkreisen die Erde. Und niemand sagt: Stopp!

Von Katharina Kutsche

Elon Musk kennen die meisten als Gründer der Elektro-Sportwagenschmiede Tesla. Weniger bekannt ist, dass der Mann auch das Raumfahrtunternehmen mit dem klingenden Namen SpaceX gestartet hat, das inzwischen mit seinen Raketen die Internationale Raumstation ISS versorgt und unbemannte Flüge zum Mars plant. Doch Musk hat noch andere Pläne. Vor einigen Monaten beantragte SpaceX die Betriebserlaubnis für 4425 Satelliten, nun folgte eine weitere für 7518 Flugkörper. Das Ziel: die Welt mit schnellem Satelliten-Internet zu versorgen. Und Musk ist nicht der einzige: Das Projekt One Web und Virgin-Gründer Richard Branson wollen 650 Mikrosatelliten ins All schießen, Blue Origin, das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Chef Jeff Bezos, plant ebenfalls Satellitenstarts. Es könnte eng werden im Orbit.

Nun weiß man ja, dass Gründer sich keinerlei Grenzen für die eigenen Unternehmungen auferlegen. Unendliche Weiten? Pah, im Kosmos geht noch was. Simple Erdbewohner aber beschleicht langsam ein ungutes Gefühl. Schon jetzt umkreisen mehr als tausend aktive Satelliten die Erde, übertragen Fernsehbilder und Wetterdaten, spionieren, forschen und funken, was die Transponder hergeben. Dazu kommen inaktive Alt-Satelliten und umherschwirrender Schrott, der die Raumstation ISS schon mehrmals zu Ausweichmanövern gezwungen hat. Wenn E.M. nun weitere zehntausend Flugkörper in die Umlaufbahn schießt, wird es voll über dem blauen Planeten. Im Radio könnte bald nicht mehr vom "Stau auf der A2 am Kamener Kreuz" die Rede sein. Sondern: "Stockender Verkehr in der Galaxis", oder: "Zwischen Merkur und der Anschlussstelle Venus kommt Ihnen ein Metallteil entgegen, fliegen Sie vorsichtig." Da kann man nur hoffen, dass die Kommunikation über das Internet of Space-Things niemals ausfällt.

Viel schlimmer ist aber, dass die Romantik flöten geht. Vorbei die Zeiten, in denen Verliebte in den Himmel schauten, um eine Sternschnuppe zu erhaschen und sich etwas Schönes zu wünschen. Wenn die Space Cowboys richtig aufdrehen, wird man bald nicht mehr unterscheiden können, ob der Lichtschein da oben eine Schnuppe oder die Reflexion eines Satelliten war. Wünschen kann man sich zwar trotzdem etwas. Doch das Ergebnis ist dann für alle gleich: schnelles Internet.

© SZ vom 11.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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