Zwischen den Zahlen:So nicht

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Die EU will ihren Ruf verbessern. Dazu startet sie eine Marketingkampagne - und zeigt, wie man sowas nicht machen sollte.

Von Sophie Burfeind

Eine Marketingkampagne hat das Ziel, eine Sache in einem besonders günstigen Licht erscheinen zu lassen, oft auch günstiger, als die Sache eigentlich ist. Auch die Europäische Kommission hat sich eine Marketingkampagne ausgedacht, um den EU-Bürgern in günstigerem Licht zu erscheinen. Denn obwohl die Europäische Union viele Vorteile hat - den Euro, genormtes Gemüse oder offene Grenzen (zumindest war das mal so) - wollen viele diese Vorteile nicht sehen.

Wenn sie EU hören, denken sie an Bürokratie, bedrohliche Freihandelsabkommen und Töpfe, in die Milliarden auf unbekannten Wegen hinein und hinaus fließen. Das Problem der Europäischen Union ist ihr schlechter Ruf und dafür wird oft die EU-Kommission verantwortlich gemacht. Die Marketingkampagne "investEU" soll ihren Ruf verbessern.

Das Ziel der Kampagne ist, zu zeigen, wie die EU das Leben von Millionen von Menschen mit EU-Geldern verbessert. Letztlich geht es also darum, Glaubwürdigkeit und Transparenz zu vermarkten. Das ist ein großes Ziel, aber die EU ist ja auch eine großartige Sache. Bei einer Pressereise sollen europäische Journalisten erleben, wie die EU Unternehmensgründungen fördert und die Vorzüge der EU dann in ihrem Heimatländern verbreiten. Drei Tipps, damit es mit der Vermarktung von Glaubwürdigkeit und Transparenz beim nächsten Mal besser klappt:

1. Bei der Wahl des Vorzeigeprojekts genauer hingucken: In Berlin wird ein Online-Shop für Kinderkleidung besucht, den zwei Frauen gegründet haben. Es handelt sich um das "Flagship-Projekt" der Kommission, deshalb fahren auch Wagen mit Plakaten der Gründerinnen durch die Stadt. Man erfährt: Sie erhalten zwar Geld von einer Beteiligungsgesellschaft, in die EU-Gelder fließen, es ist aber einer der unwichtigeren Investoren.

2. Den Überblick haben: Frage an die Vertreterin der EU-Kommission, wie viele Start-ups mit wie viel Geld gefördert werden. Antwort: "Das weiß ich nicht, weil es so viele Programme gibt. Es ist schwierig, da einen Überblick zu haben."

3. Auf Dolmetscher verzichten: In Italien wird die Rede eines Politikers Satz für Satz vom Englischen ins Italienische übersetzt, obwohl keine italienischen Journalisten dabei sind. Besser: Zeit für Fragen einplanen.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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