Zwischen den Zahlen:Im Namen der Farbe

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Ob der Baby Racer III von BMW und praktisch die gesamte Dieselflotte von VW: Rückrufe gehören inzwischen fast zum guten Ruf. Dabei ist die Farbe des Wagens egal.

Von Caspar Busse

Er kann ganz gut beschleunigen, liegt angenehm in der Kurve und sieht recht schnittig aus. Es gibt ihn in weiß mit einem himbeer-roten Sitz, ziemlich schick ist auch die bronze-farbene Version oder die in orange. Aber wie in diesem Jahr bei so vielen Fahrzeugen rund um die Welt gibt es auch beim "Baby Racer III" ein Problem. BMW musste einige Tage vor Weihnachten das Rutschauto für Kleinkinder, bei Eltern besser bekannt als Bobby-Car, zurückrufen. Nein, es gibt hier kein Schwierigkeiten mit der Software oder irgendeinem "defeat device". Schlimmer: Der Aufkleber mit dem BMW-Logo könnte sich ablösen und von Kleinkindern verschluckt werden, musste BMW kleinlaut eingestehen. Betroffen sei nur der "Baby Racer III", der von Mai 2015 bis einschließlich Dezember 2015 gebaut wurde. Der Austausch sei natürlich kostenlos.

Immerhin, so werden die Kleinsten der Kleinen schon mal auf ihr späteres Leben als Autonutzer vorbereitet. Blockierende Lenkräder, rutschende Fußmatten, Probleme mit den Schweinwerfern oder was auch immer - Rückrufe gehören mittlerweile eigentlich zum guten Ton in der Branche. Wer verkauft denn heute noch ein Fahrzeug, dass nicht demnächst zurück in die Werkstatt muss, um irgendetwas korrigieren zu lassen? So steht man wenigstens in ständigem Kontakt mit den Kunden.

Bei Volkswagen sind sie bekanntermaßen alle Perfektionisten. Halbe Sachen werden hier nicht gemacht. Das ist auch der Grund, warum die Wolfsburger das Prinzip des Rückrufs wie so vieles perfektioniert haben. Ein paar hunderttausend Fahrzeuge wegen lächerlicher Bremsprobleme in die Werkstätten beordern? Das ist ja wohl ein Witz. Wenn, dann richtig! So entwickelten die VW-Ingenieure eine Schummelsoftware zur Abgasmanipulation, die auch noch viele Jahre gar nicht bemerkt wurde. Jetzt, da alles ans Tageslicht gekommen ist, können sie in Europa 8,5 Millionen Autos (weltweit sogar elf Millionen) fast aller Konzernmarken zurückrufen und diese teilweise aufwenig reparieren.

Dabei ist es übrigens egal, welche Farbe das Auto hat. Wobei: Viel Auswahl gibt es hier ja leider nicht mehr. Zwei Drittel aller Autokäufer entscheiden sich heute für schwarz, weiß oder grau/silber. Damals, als es einen Rückruf nur am Telefon gab, war das alles noch ganz anders. Vor 20 Jahren waren zwei Drittel aller Neuwagen rot, grün, gelb oder blau.

© SZ vom 31.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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